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15. Oktober 2007 (Sonstige Unternehmen)

Heuschrecken in Datteln

Die Heuschrecken, wie man internationale Fondsgesellschaften seit Franz Münteferings Stoßseufzer nennt, sind überall. Jetzt sind sie in das eher verschlafene Datteln eingefallen und haben die Mehrheit an der GEWO, der mit knapp 2300 Wohnungen stärksten örtlichen Wohnungsanbieterin, übernommen. Aber noch ist die Stadt mit im Boot.

Die Sache hat eine Vorgeschichte: 2000 wollte CDU-Bürgermeister Wolfgang Werner die städtischen Anteile an der "Gesellschaft für Wohnen Datteln mbH" verkaufen - mit 26,6 % immerhin eine Sperr-Minorität. Interessiert an den Anteilen war die Viterra, die schon die übrigen 73,4 % besaß. Die Pläne scheiterten am geharrnischten Widerstand der Mieter und der politischen Opposition. Viterra, die nicht nur Teileigentümerin sein wollte, verkaufte daraufhin ihre Anteile an die RAG Immobilien in Essen - und alles war wieder gut in Datteln.

Doch nun will auch die RAG an die Börse - und da sind Beteiligungen nicht gefragt. 100 % oder gar nichts ist die Devise. Da kommt ein Käufer grade recht. Und der heißt ausgerechnet Immeo - und hat auch eine Vorgeschichte.

Immeo Wohnen GmbH war ein Konsortium unter Führung der US-amerikanischen Großbank Morgan-Stanley, dass 2004 die 48.000 Wohnungen des Thyssen-Krupp-Konzerns für 2,1 Mrd Euro übernahm. 8.000 Wohnungen wurden in nur 2 Jahren privatisiert, bevor die restlichen 40.000 im Dezember 2006 an den französischen REIT "Groupe Fonciere des Regions" (GFR) verkauft wurden - wiederum für 2,1 Mrd. Euro. Die führt das Unternehmen unter dem gleichen Namen weiter und scheint an Zukäufen interessiert.
Der Deal mit den Thyssen-Krupp-Wohnungen war ein Paradebeispiel für die These "Heuschrecken fliegen schnell": Rein in den Markt, kurz abgesahnt und schnell wieder raus.

Mit diesen Methoden will die GFR allerdings nichts zu tun haben. Sie betrachtet sich selbst als langfristig orientierte Bestandserhalterin. "Die GEWO in Datteln passt hervorragend in unser Portfolio und ist ein wichtiger Baustein für die weitere Entwicklung unserer Aktivitäten in Deutschland", sagte Thierry Beaudemoulin, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Immeo Wohnen, anlässlich der Übernahme, die noch von den Gremien bestätigt werden muss.

Doch man sollte sich nichts vormachen: REITs sind börsennotierte Immobilienfonds, die die Interessen ihrer Anleger im Auge haben, nicht die ihrer Mieter. Da ist es gut zu wissen, dass die Stadt ihre Anteile behält und damit auch drei der neun Aufsichtsratssitze. Das ist das, was man im Börsendeutsch eine "Sperrminorität" nennt. Wenn die Stadt standhaft bleibt, sollte der Dattelner Wohnungsmarkt also nicht ganz so leicht abzugrasen sein.


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