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8. März 2008 (Aus den Städten)

Raus-Modernisierung in Langendreer?

Genossenschaften nehmen unter den Vermietern eine Sonderstellungen ein. Sie sind Wohnungsgesellschaften in Mieterhand, die Mitglieder ihre eigenen Vermieter. Über die Gremien bestimmen sie - zumindest in der Theorie - was läuft. Das bedeutet leider nicht - wie in Hattingen gesehen - dass man dort immer sicher wohnt. Und es bedeutet leider auch nicht, dass bei der Bewirtschaftung der Wohnungen die Interessen der Mieter immer an erster Stelle kommt - wie man gerade in Langendreer erleben kann.

Gegenüber der Rudolf-Steiner-Schule in Langendreer hat die Bochumer Wohnstätten-Genossenschaft eine kleine Siedlung, die aus 5 Häusern mit je zwei Eingängen besteht, hinter denen jeweils drei Wohnungen übereinander liegen. Eine ruhige Gegend mit überschaubaren Nachbarschaften - die meisten Mieter wohnen schon Jahrzehnte hier. Hinter manchem Eingang wohnen mehrere Generationen der gleichen Familie, teilweise sind Wohnungen zusammengelegt. Für die Mieter ein Idyll.

Für die BWG hingegen ein Problem. Die Wohnungen sind klein, die Fassaden nicht gedämmt, Balkone fehlen - "nicht mehr marktfähig" nennt man so etwas heute. Aber da die Wohngegend in der Tat vielversprechend ist, lohnt es sich, zu investieren.
Was der BWG vorschwebt, ist mehr als eine Modernisierung. Jeweils zwei der drei Wohnungen sollen zusammen gelegt und zum Dach hin mit einer offenen Galerie versehen werden, aus der man vom Bett aus den Sternenhimmel sehen kann. Auch der Grundriss der dritten Wohnung soll sich grundlegend ändern. Hinter jedem Eingang sollen so eine große, auf dem Markt gefragte, und eine kleine aber moderne Wohnung entstehen. Die Pläne sind weit fortgeschritten. Zwei Häuser sind bereits leergezogen, der Beginn des ersten Bauabschnittes steht unmittelbar bevor.

In den anderen Häusern werden die Mieter unruhig. Zu viele von ihnen sind einzeln angesprochen und gefragt worden, ob sie sich denn schon nach einer Ausweich-Wohnung umgesehen hätten. Dabei gibt es bisher nicht einmal eine den gesetzlichen Vorgaben genügende Modernisierungs-Ankündigung.

Die Mieter beschließen die Bildung einer Mieterinitiative und holen sich den Mieterverein zur Unterstützung. Der klärt zunächst auf: Was die BWG plant, geht weit über eine normale Modernisierung hinaus. Grundrissänderungen muss der Mieter nicht dulden.

Das hören die Betroffenen mit Erleichterung. Denn das ist die Angst, die sie umtreibt: Dass sie ihre Wohnungen während der Bauphase räumen, und danach ist sie gar nicht mehr da, sondern eine ganz andere, doppelt so große, die sie sich nicht leisten können.

Die Initiative schreibt die Genossenschaft an und bittet um einen gemeinsamen Termin für alle, in der die Pläne endlich offen erläutert und gemeinsam Lösungen für alle Mieter gesucht werden. Gleichzeitig sammelt sie die Interessen aller Mieter in einer Tabelle, damit erkennbar wird, wer welche Bedürfnisse hat.

Die BWG begrüßt die Bildung der Initiative - will aber nicht mit ihr reden. Die Interessen der Einzelnen, schreibt sie, seien doch so verschieden, dass Einzelgespräche sinnvoller seien.

Genau das wollen die Mieter aber nicht mehr - denn genau das ist in den bereits leeren Häusern passiert. Und allzuviele ihrer Nachbarn sind dabei übervorteilt worden, haben sich überreden lassen, Kosten und Umstände zu übernehmen. Denn rechtlich gesehen ist eindeutig klar: Die BWG muss alle Kosten des zwischenzeitlichen Umzugs und auch des Rückzugs in die alte Wohnung nach Ende der Bauarbeiten übernehmen.

Die Initiative lässt nicht locker, fordert weiter ein gemeinsames Gespräch. MF wird am Ball bleiben und weiter berichten, wie mieterfreundlich die BWG den Umgang mit ihren Mitgliedern regelt. Einfach wird das nicht. Denn alle verbliebenen Mieter wollen in ihren jetzigen Wohnungen bleiben - und zwar ohne Grundrissänderung.


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