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13. Juni 2008 (Sonstige Unternehmen)

Nach den HWG-Verkäufen: Lauter zufriedene Gesichter

Für gewaltige Unruhe sorgte im letzten Jahr der Verkauf von über 500 Wohnungen der HWG. Die Hattinger Genossenschaft trennte sich von allen Wohnungen außerhalb des Stadtgebiets. MieterForum hat nachgefragt, wie es der HWG und ihren Ex-Mietern jetzt geht.

Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten? Das etwas zynische Journalisten-Motto gilt leider allzu oft auch für MieterForum. Und eine schlechte Nachricht war es für die 553 HWG-Mieter außerhalb Hattingens alle male, als sie letztes Jahr erfuhren, dass sie verkauft werden sollen. Aber manchmal haben ja auch schlechte Nachrichten ein gutes Ende.

Auf dem Vertreterforum der HWG im April sah man zufriedene Mienen, als die Geschäftsleitung nach den Erfahrungen mit dem neuen Eigentümer Jörg Frigge fragte. Es gab keine Klagen. Die HWG lädt ihre Vertreter auch außerhalb der offiziellen Vertreterversammlungen regelmäßig zu informellen Foren in kleinerem Kreis ein - zum Erfahrungsaustausch, und um genauer nachzuhören, was in den Siedlungen los ist.

Diesmal waren es speziell die Vertreter aus den verkauften Beständen. Das waren 272 Wohnungen in Witten, 192 in Sprockhövel, 64 in Velbert, 18 in Bochum und 7 in Hagen. Allerdings wird der Kreis kleiner werden. Denn 350 der 553 Mitglieder haben der Genossenschaft nach dem Verkauf den Rücken gekehrt. Geblieben sind die, die vielleicht einmal wieder nach Hattingen ziehen wollen, bei der HWG ein Sparbuch haben oder die Mitgliedschaft ihren Kindern vererben wollen.

Keine Klagen gab es auch in Sprockhövel, wo sich MieterForum unter den Mietern umgehört hat. Es gab weder Mieterhöhungen noch Kündigungen. Die bisherigen Handwerksbetriebe werden für Arbeiten überwiegend weiter engagiert.

Einen besonders emsigen Eindruck hinterlässt die neue Hausverwaltung Tiegel. Dauernd ist der gelbe Wagen des Hausmeisters in der Siedlung zu sehen. Reparaturen werden umgehend erledigt, der Rasen pünktlich gemäht, eine freiwerdende Wohnung erst renoviert, bevor sie wieder angeboten wird.

Die Mieter haben auch eine Notruf-Nummer bekommen, die bei Schäden Tag und Nacht erreichbar ist. "Wenn es so bleibt", meint Roswitha Mirbach aus der Leipziger Straße, "können wir nicht klagen."

HWG saniert?

Zufrieden ist auch David Wilde, Assistent des Vorstands bei der HWG. "Der Käufer hat bisher alle Zusagen eingehalten. Wie vereinbart ist zunächst nur ein Teil der Kaufsumme geflossen. Aber schon der hat dazu geführt, dass wir unsere Eigenkapital-Quote von 21 auf 26 Prozent erhöhen konnten. Nicht nur, aber vor allem aus dem Verkaufserlös haben wir acht Millionen Euro in die zweckgebundene Bauinstandhaltungsrücklage eingestellt. Aus unserer Sicht war der Verkauf der erhoffte Befreiungsschlag."

Das Geld will die HWG übrigens keineswegs nur für die gerade angelaufene Moderniserung der Südstadt ausgeben, sondern für den gesamten Hattinger Bestand. Im Moment wird eine komplette Bestandsaufnahme für ein Modernisierungs- und Instandhaltungsprogramm erstellt. Das sollte jetzt finanzierbar sein.

Warten auf die Rückzahlung

Nur in einem Punkt sind die EX-HWG-Mieter nicht so glücklich: Ihre Genossenschaftseinlage haben sie noch nicht zurückerhalten. Das sind immerhin 2600 Euro. Die Mieter sind der Meinung, dass der Mitgliedschaft durch den Verkauf die Geschäftsgrundlage entzogen worden ist und die Einlage sofort zu erstatten sei. Die HWG sieht sich daran durch das Genossenschaftsgesetz gehindert, dass sie zwinge, alle Mitglieder gleich zu behandeln. Immerhin: Durch eine Satzungsänderung im November wurde die Wartefrist für alle Genossen von zwei auf ein Jahr verkürzt.

Verkauf im Westenfeld

Auch in Hattingen will sich die HWG bekanntlich von einer Siedlung trennen - der im Westenfeld. Die heruntergekommenen Häuser werden allerdings den Mietern oder ihren Verwandten zum Selbstkauf angeboten - für sehr kleine Münze. Wegen des hohen Sanierungsbedarfs soll Beispielsweise ein 120-qm-Haus mit 350-qm-Grundstück nur 65.000 Euro kosten.

Das Interesse ist groß: Für 35 Häuser gibt es 89 potentielle Käufer. Die HWG will die Sache "ohne Zeitdruck" angehen. Und fünf der 40 Häuser will sie auch behalten. Hier wohnen Mieter, für die aus Alters- oder finanziellen Gründen ein Kauf nicht in Frage kommt - ein Zugeständnis, dass die HWG gemacht hat.


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