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2. Dezember 2008 (Sonstige Unternehmen)

Der große Ausverkauf: Die Folgen

DMB-Präsident fordert Maßnahmen gegen spakulative Verkaufsketten - In den letzten zehn Jahren sind über 2 Millionen ehemals gemeinnützige Wohnungen in Deutschland an Finanzinvestoren und Weiterverwerter verkauft worden. Eine Tagung in Gladbeck beschäftigte sich mit den Folgen.

Mieterforum Ruhr und der Deutsche Mieterbund hatten zusammen mit der Stadt Gladbeck, dem zuständigen Fachbereich von ver.di NRW und der Wohnbundberatung NRW zu dieser Tagung eingeladen. Trotz der etwas dezentralen Lage waren über 100 Menschen aus Mieterorganisationen, Mieterinitiativen, Kommunalverwaltungen und Gewerkschaften erschienen, um intensiv über die Bewältigung der Folgen des großen Wohnungs-Ausverkaufs zu beraten.

Wohnungsverfall und unerreichbare Vermieter
Wie Gastgeber Ulrich Roland, Bürgermeister der Stadt Gladbeck, eindringlich beschrieb, ist Gladbeck von den Folgen der Verkaufsketten besonders hart betroffen.
In einer von der Fondsgesellschaft Terra-Heimbau gekauften Siedlung in Gladbeck-Brauck bemühen sich Mieter und Stadt seit vielen Monaten vergeblich darum, den Eigentümer zu dringend notwendigen Instandsetzungen zu bewegen.
Erfahrungen mit unerreichbaren Eigentümern, die allenfalls aus Briefkästen bestehen, häufen sich auch in anderen Städten Die Wohnungsverwaltung ist an häufig wechselnde Firmen ausgelagert, die kaum ein Budget zur Durchführung notwendiger Instandhaltungen
haben. Oft sind diese Wohnungen in den letzten Jahren schon wiederholt verkauft worden.
"Mehr als ein Viertel aller fondsverkauften Wohnungen sind schon ein bis mehrfach weiter verkauft worden, mit zunehmender Tendenz", berichtete der Dortmunder Wohnungswissenschaftler Sebastian Müller.
Da erscheinen die großen Finanzinvestoren wie Annington, Gagfah und LEG/Whitehall fast schon als Lichtblick. Immerhin verfügen diese Unternehmen über ein professionelles Management.
Auch bei diesen Unternehmen gehen die Gewinnabführungen aber zu Lasten der Unternehmenssubstanz, wie der Wohnungsökonom Professor Kofner angesichts der ausgeschütteten Dividenden bei der Gagfah vermutet.
Ein zentrale Strategie bei diesen Unternehmen ist der Personalabbau, wie auch die jüngsten Beispiele bei der Annington zeigen.
Alle diese Unternehmen investieren viel weniger in ihren Wohnungsbestand als dies bei gut geführten kommunalen Wohnungsunternehmen der Fall ist und als erforderlich wäre, um die Wohnungen langfristig zu erhalten.

Finanzinvestoren drehen an Kostenschrauben
Dr. Franz-Georg Rips, Präsident des Deutschen Mieterbundes, befürchtet eine weitere Zuspitzung der Probleme in Folge der Finanzkrise. "Die Heuschrecken müssen jetzt intensiv nach Wegen suchen, ihre überzogenen Renditevorstellungen aus den Beständen selbst zu erwirtschaften", sagte Rips. Er forderte politische Maßnahmen, die spekulative Verkaufsketten beschränken.
Bernhard von Grünberg, Landesvorsitzender des DMB NRW, erwartet dass die Finanzinvestoren nun an allen verfügbaren Kostenschrauben drehen: "Reduzierung von Reparaturen, Modernisierung, Personalkosten."
Rips und von Grünberg halten es deshalb für unbedingt notwendig, gemeinsam mit Kommunen, Mieterinitiativen und Politikern Strategien zur Kontrolle der Finanzinvestoren und ihrer Wohnungsgesellschaften zu entwickeln.
In diesem Sinne hat die Tagung eine Fülle von Denkanstößen vermittelt, die nun in konkrete Maßnahmen und politische Forderungen umgesetzt werden sollen.


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