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5. Juni 2013 (Vivawest)

Ein Jahr VIVAWEST

Am 1. Januar 2012 fusionierten die beiden bergbauverbundenen Wohnungsunternehmen THS und Evonik-Wohnen (früher RAG) zum drittgrößten deutschen Wohnungsunternehmen VIVAWEST. Seither werden in der umgebauten Zeche Nordstern in Gelsenkirchen knapp 140.000 Wohnungen verwaltet. Jetzt hat das Management eine erste Bilanz gezogen.

Als vor vier Jahren die ersten Gerüchte auftauchten, Evonik Industries, die Nachfolgerin des "weißen" Teils der Ruhrkohle AG, wolle sich von ihrer Wohnungs-Tochter trennen, machten sich viele Mieter Sorgen. Denn als Käufer großer Wohnungsunternehmen kommen eigentlich nur ausländische "Finanzinvestoren" in Frage - die gefürchteten Heuschrecken in Frage. Die Alternative, ein Börsengang, erschien wie eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Mieter-Interessengemeinschaften wurden gegründet oder wieder belebt, Versammlungen abgehalten und eine Menge Termine in Düsseldorf gemacht. Denn da die über die RAG-Stiftung unter ihrer Vorsitzenden Hannelore Kraft Haupteigentümerin von Evonik ist, hatte die auch die Landespolitik ein Wörtchen mitzureden.

Inzwischen ist das Schlimmste abgewendet,Mittlerweile ist Evonik-Wohnen mit ihrem Schwesterunternehmen THS zur neuen Gesellschaft Vivawest verschmolzen und für beide sind Eigentümer gefunden, die das Vertrauen verdienen, dass sie die Wohnungen nachhaltig und langfristig bewirtschaften (wir berichteten). Allein das erklärte Unternehmensziel lässt aufhorchen: 2020 die erste Adresse für gutes Wohnen in Deutschland zu sein, ökonomische Effizienz mit sozialer Verantwortung kombinieren, Quartiere und Stadtteile sorgfältig pflegen.

Am 30. April hatte Ulrich Küppers, in der vierköpfigen Geschäftsführung von VIVAWEST zuständig für das "Bestandsmanagement", Mieterbeiräte, -interessengemeinschaften und -vereine eingeladen, um zu berichten, was sein Unternehmen im ersten Jahr getan hat., um diesem Anspruch gerecht zu werden. Und das tat er einerseits mit Stolz, andererseits auch mit Erleichterung - dass es so gut geklappt hat.

187,3 Millionen Euro hat VIVAWEST im ersten Jahr in seinen Bestand investiert: 87,5 für Instandhaltung, 55,3 für Modernisierungen, 25,4 für Neubau und 19,1 für Erwerbe. Gerechnet auf den Quadratmeter Wohnfläche hat VIVAWEST 12 € für Instandhaltungen ausgegeben, für Modernisierungen 6 €, was zusammen im Vergleich zu anderen Großunternehmen ein ordentlicher, aber kein überragender Wert ist. So liegt etwa die Deutsche Annington bei rund 16 €/m². Doch den Vergleich mit kommunalen Unternehmen wie Dogewo21oGeWo, Allbau oder VBW will Küppers nicht gelten lassen: "Wer gar keine Renditeerwartungen zu erfüllen braucht, kann natürlich mehr investieren." Allerdings haben diese einen öffentlichen Auftrag zu erfüllen. So kaufte etwa die Dogewo21 in diesem Jahr in Dortmund Bestände einer kleinen Heuschrecke und weitere Problemimmobilien. Hier sieht Küppers Vivawest dagegen nicht in Verantwortung.

2013 sollen die Investitionen noch steigen –- auf 246 Millionen Euro. Und das, obwohl im Zuge der Eigentümer-Neustrukturierung 650 Millionen Euro an Ex-Mutter Evonik-Industries zu zahlen sind. Aber Küppers verspricht: "Das wird unser Investitionsprogramm nicht berühren!"

Er verspricht noch mehr. Vor drei Jahren hagelte es Kritik, weil Evonik 300 Wohnungen in Dortmund an die Ober-Privatisiererin Häusser-Bau verkaufte. Das soll nie wieder vorkommen. "Wenn es noch einmal kleinere Blockverkäufe geben sollte, dann nur noch an Bestandswahrer, nicht an Händler. Ansonsten haben wir 2012 wurden 981 Wohneinheiten verkauft, kleine Bergmannshäuschen, sozialverträglich, an die Mieter. Und wer nicht kaufen konnte, bekam ein lebenslanges Wohnrecht." Aber eigentlich will VIVAWEST nicht verkaufen, sondern wachsen - also zukaufen. Dies geschah im vergangenen Jahr auch in Düsseldorf und Dortmund.

Ansonsten sieht sich ist das Unternehmen nah am Mieter aufgestellt: 14 Kundencenter und 40 Servicebüros in 19 Städten gibt es. Und dabei soll es auch bleiben. Denn nur wer nah am Mieter sei, könne auch für ihn da sein. Das hört man doch gerne.

Trotzdem sind nicht alle VIVAWEST-Mieter zufriedene Mieter. Jan Hawryluk von der Mieter-Interessengemeinschaft Fürst Hardenberg in Dortmund Eving, der für diesen Nachmittag keine Einladung bekommen hatte, ist gar nicht gut auf die Gelsenkirchener zu sprechen: "Seit dem Zusammenschluss ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Mieter und Vermieter nicht mehr gegeben. Es wurden ohne Unterrichtung neue Wirtschaftseinheiten gebildet und wegen Heckenschnitt und Baumbegutachtung sind unsere Betriebskosten gestiegen. Bis heute hat man uns die versprochen Einsicht in die Belege nicht gewährt."


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