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5. Januar 2016 (Vonovia)

Immobilienmarkt: Übernahmeschlacht

Die drei größten Vermieter der Republik – allesamt börsennotiert – liefern sich seit einigen Monaten eine Übernahmeschlacht. Im Spiel: mehr als 600.000 Wohnungen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass noch in diesem Jahr ein Wohnungsgigant entsteht. Die Angst von Mietervertretern vor teuren Mieterhöhungen ist ebenso groß.

Es begann damit, dass die Deutsche Wohnen (DW), mit mehr als 140.000 Wohneinheiten, die LEG, mit rund 110.000 Wohneinheiten, für 7 Milliarden Euro schlucken wollte. Ein Dorn im Auge von Vonovia. Das Unternehmen wäre mit mehr als 370.000 Wohnungen nach einer solchen Fusion zwar weiterhin die unangefochtene Nummer 1 am Markt, aber wer sieht schon gerne zu, wenn die Konkurrenz sich zusammenschließt? Also umwirbt zurzeit Vonovia ihrerseits die Aktionäre der DW und will den aufstrebenden Mitbewerber für rund 14 Milliarden kaufen. Das wäre eine feindliche Übernahme, denn die DW will nicht übernommen werden. Ihre Fusionspläne mit der LEG musste die DW durch den Druck des Vonovia-Angebotes bereits ablehnen. Die Kaufrausch-Stimmung am Immobilienmarkt mag Aktionärsinteressen beflügeln, dass Fusionen Vorteile für Mieter bringen, ist fraglich.

Vonovia

Zwar versucht die Vonovia seit einiger Zeit das ehemalige Heuschrecken-Image der Deutschen Annington abzulegen – und selbst Mieterschützer sehen durchaus positive Ansätze – doch ein Paulus ist aus dem Saulus noch nicht geworden. „Es ist ja zu begrüßen, dass die Deutsche Annington ihre jährlichen Investitionen in die Sanierung der Häuser deutlich gesteigert hat“, sagt Dr. Tobias Scholz vom Mieterverein Dortmund. „Dabei handelt es sich aber zu einem wesentlichen Teil um Modernisierungen, die zu starken Miet-erhöhungen führten, weit höher als die Einsparungen an Heizkosten.“

Deutsche Wohnen

Auch die DW, die allein in Berlin rund 100.000 Wohnungen besitzt, steht scharf in der Kritik, weil sie verbindliche Oberwerte des Berliner Mietspiegels ignoriert. Vonovia will sich eigenen Angaben zufolge nach einer möglichen Fusion mit der DW an den Berliner Mietspiegel halten. Doch klar ist auch, dass die 14 Milliarden wieder eingespielt werden müssen, um die Aktionäre bei Laune zu halten. Die Gefahr steigender Kosten für Mieter sieht auch Dr. Scholz: „Die Mieter müssen Übernahmen durch höhere Mieten bezahlen, etwa durch teure Mieterhöhungen nach Modernisierungen. Die Übernahmeschlacht zeigt zum wiederholten Male, dass Wohnungen an den Börsen falsch aufgehoben sind. Die Interessen und Probleme der Mieter vor Ort sind nachrangig.“.

LEG

Und die LEG? Auch sie ist keinesfalls untätig. Anfang November wurde bekannt, dass das Unternehmen knapp 14.000 Wohnungen in NRW für 600 Millionen Euro ankauft – ausgerechnet von der Konkurrentin Vonovia. Es wird gekauft als gäbe es kein Morgen. Bei diesem Miet-Monopoly wird ein wichtiger Punkt vernachlässigt: der Mangel an preiswerten Wohnungen. Das kritisiert auch der Deutsche Mieterbund: „Wir brauchen kein Wettbieten börsennotierter Unternehmen um deren Wohnungsbestände“, so der Direktor des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten. „Durch Fusionen von Wohnungsunternehmen entsteht keine einzige neue Wohnung für den Deutschen Wohnungsmarkt.“


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