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6. April 2016 (Aus den Städten)

Bochum bekommt einen Masterplan Wohnen

Eigentlich nennt Stadtbaurat Markus Bradtke es ja „Handlungskonzept Wohnen“, und so etwas hat Bochum schon einmal gehabt: 2010 – aber das ist natürlich inzwischen überholt. Doch der anderswo verwendete Begriff „Masterplan“ enthält eben das Wort „master“, englisch für „Meister“. Und meisterlich wird die Leistung fürwahr sein müssen, die erforderlich ist, um Bochum aus seiner jahrzehntelangen wohnungspolitischen Lethargie herauszuführen. Und dass genau dies nötig ist, darüber sind sich inzwischen alle einig.

Der Bochumer Wohnungsmarkt galt viele Jahre lang als „in weiten Teilen entspannt“. Hauptursache war der Bevölkerungsrückgang. Anfang der 90er-Jahre lebten 410.000 Menschen in Bochum - heute sind es noch 360.000. Doch dieser Trend ist gestoppt. Selbst wenn man die jüngst aufgenommenen Flüchtlinge herausrechnet, ist Bochum 2015 nicht mehr geschrumpft. Zählt man sie mit, gibt es erstmals wieder ein reales Bevölkerungswachstum. Das hat sich die Kommunalpolitik lange gewünscht. Der Wohnungsmarkt ist darauf allerdings nicht vorbereitet.

Das liegt zum einen daran, dass sich der durchschnittliche Wohnflächenkonsum in den letzten 25 Jahren massiv erhöht hat – immer weniger Menschen verteilten sich auf die gleiche Anzahl an Wohnungen. Zum anderen liegt das aber auch daran, dass einfach nicht mehr gebaut wurde – vor allem nicht preiswert gebaut.

Die Fertigstellungszahlen im sozialen Wohnungsbau sind ein Trauerspiel für sich, im Schnitt gerade mal 70 pro Jahr. Es gab Jahre, in denen konnte nicht eine einzige Wohnung gefördert werden. Der Bestand an Sozialwohnungen sank binnen 10 Jahren von fast 30.000 auf unter 15.000. Und dabei wären vom Einkommen her immer noch die Hälfte aller Bochumer Haushalte berechtigt, eine Sozialwohnung zu beziehen.

Damit das jetzt anders wird, hat der Ausschuss für Strukturentwicklung der Stadt nun die Aufstellung eines neuen Handlungskonzepts Wohnen beschlossen. Bereits jetzt beziffert die Stadt den Neubaubedarf auf 4.500 Wohnungen. „Das ist ein ganzer Stadtteil“, sagte Stadtbaurat Markus Bradtke bei der letzten Sitzung des Runden Tischs der Wohnungsmarktakteure. „Aber so etwas wollen wir nicht auf irgendeinem Acker am Stadtrand zu Essen bauen.“

Der Prozess soll von einer Lenkungsgruppe beim Verwaltungsvorstand gesteuert und von der Bauverwaltung umgesetzt werden, aber auch die Wohnungsmarktakteure immer wieder einbeziehen. Nach einem Jahr soll das Konzept stehen und dann

- den Neubau forcieren,

- die Bestandsentwicklung unterstützen,

- den Zugang zu Fördermittel vereinfachen

- und den effizienten Ressourceneinsatz gewährleisten.

 „Aber“, so Planungsamtsleiter Eckard Kröck, der bei der ebenfalls eingeplanten Verwaltungsumstrukturierung die Zuständigkeit für den Bereich Wohnen bekommen wird, „wir werden nicht auf dieses Handlungskonzept warten und in der Zwischenzeit nicht handeln.“ Ein Sofortprogramm ist ebenfalls Teil der Maßnahme.


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