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10. September 2019 (Aus den Städten)

Weitmar-Bärendorf: Vonovia beendet Wärme-Contracting

Als das Wärmecontracting erfunden wurde, war die Idee dahinter eigentlich der Umweltschutz: Der Vermieter überlässt das Beheizen einer Siedlung einem Profi, dem Contractor. Der darf damit Geld verdienen und hat folglich ein Interesse daran, immer die neueste Technologie am Start zu haben. Denn damit verdient er am meisten. Neueste Technologie ist aber auch die abgasärmste. Und so profitiert auch das Klima. Soweit die Theorie. Für VEBA-Wohnen war Wärmecontracting vor allem eine Lizenz zum Gelddrucken, denn sie machte das über eine eigene Tocherfirma. VEBA-Wohnen wurde später umbenannt in Viterra, dann verkauft an Deutsche Annington und heißt nach einer Großfusion heute Vonovia. Und die will raus aus dem Contracting. Betroffene Mieter in Weitmar-Bärendorf hätten es fast nicht gemerkt.

Egon Lottmann wohnt seit 10 Jahren in der Vonovia-Großsiedlung in Weitmar-Bärendorf. Da hat er schon einiges erlebt mit Deutschlands größter Vermietern. Als er Ende Mai Post bekam, die eine Heizungs-Modernisierung ankündigte, stieß ihm das trotzdem auf. Denn die Heizung war doch angeblich erst kurz vor seinem Einzug erneuert worden, also noch gar nicht so alt. Immerhin: Die angekündigte Mieterhöhung hielt sich mit 30 € in Grenzen, unterm Strich würden es sogar nur 18 € sein, denn er würde 12 € Heizkosten sparen, rechnete man ihm vor.

Trotzdem fragte er beim Mieterverein nach, ob das alles so rechtens wäre. Rechtsanwalt Marian Totzek fiel sofort ein Umstand auf, der ein Fragezeichen auf die Sache warf: In Egon Lottmanns Haus gibt es – wie in vielen anderen dieser Siedlung – Wärme-Contracting. Das bedeutet, dass der Vermieterin Vonovia die Heizung gar nicht gehört. Beim Wärme-Contracting sind die Gerätekosten in der Heizkostenabrechnung enthalten. Eine Erneuerung der Anlage darf also nicht zu einer Mieterhöhung führen.

In der Folge tauchten immer mehr Mieter beim Mieterverein auf, die eine ähnliche Modernisierungs-Ankündigung erhalten hatten. Darunter einige, bei denen Vonovia bei der letzten Mieterhöhung den Contracting-Zuschlag von 18 Cent pro qm geltend gemacht hatte. Das konnte so nicht stehen bleiben.

Eine Nachfrage bei Vonovia brachte Klarheit: Die Gesellschaft verabschiedet sich auch in dieser Siedlung vom Wärme-Contracting und betreibt die Heizungen künftig wieder selbst. Die alte Nahwärmeversorgungsanlage an der Kaulbachstraße wird sogar komplett stillgelegt und durch dezentrale Heizanlagen in den Häusern ersetzt.

Für die Mieter also eigentlich eine gute Nachricht, denn Wärmecontracting ist teuer. Möglich, dass manche Mieter künftig insgesamt weniger zahlen als vorher. Marian Totzek ist noch etwas aufgefallen: „Wenn dort kein Wärme-Contracting mehr stattfindet, ist der Zuschlag aus dem Mietspiegel nicht mehr gerechtfertigt. Bevor wir da jetzt hunderte Einzelforderungen stellen, werde ich die Vonovia auffordern, die Miete generell bei allen um jene 18 Cent zu senken. Bei der nächsten Mieterhöhung darf der Zuschlag jedenfalls nicht mehr gemacht werden.“

Und auch bei den Warmwasserkosten können die Mieter Geld sparen. Totzek: „Ich habe hier noch keine Abrechnung gesehen, in der die Warmwasserkosten nicht pauschal nach Wohnfläche umgelegt werden statt nach Verbrauch. Das ist unzulässig und berechtigt die Mieter, die Warmwasserkosten um 15 % zu kürzen.“ Mitglieder, die damit Schwierigkeiten haben, können sich von uns helfen lassen.


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