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2. März 2020 (Aus den Städten)

25 Jahre Straßenzeitung bodo: Aus der Not geboren

Sie gehören mit ihren roten Jacken fest zum Straßenbild in Dortmund, Bochum und einigen angrenzenden Städten – die VerkäuferInnen der Straßenzeitung bodo. Seit 1995 erscheint die Zeitschrift monatlich und gibt rund 150 VerkäuferInnen eine Einkommensmöglichkeit, Tagestruktur und nicht zuletzt: Würde. Entstanden ist das Projekt aus der puren Not heraus. Mieterforum sprach zum 25jährigen Geburtstag mit bodo-Redakteurin Alexandra Gehrhardt über den Erfolg der Zeitschrift und die weiteren Angebote des bodo e.V..

Mieterforum: Zu Beginn würden wir gerne mehr über die Entstehungsgeschichte erfahren. Wie war die Situation 1995? Und warum kam es zu einer Straßenzeitung für Bochum und Dortmund?

Alexandra Gehrhardt: In Westdeutschland gab es Anfang der 1990er Jahre eine ganz ähnliche Situation wie heute: hohe Wohnungslosenzahlen, zu wenig bezahlbarer Wohnraum. Die Idee der Straßenzeitung entstand in New York und kam dann über London und Hamburg ins Ruhrgebiet. Heute sind wir über 100 weltweit.

Wie unterscheidet sich die Arbeit in den beiden Städten?

Eigentlich gar nicht so sehr. In Dortmund hatten wir früher mit steigenden Mieten und Wohnungsknappheit zu tun als in Bochum. Und wir haben schon das Gefühl, dass in Dortmund die Anzahl der sichtbaren Obdachlosen höher ist als in der Nachbarstadt –- und dass wir dort die Verwaltung stärker an ihre kommunalen Pflichten erinnern müssen.
 
bodo heißt ja nicht nur die Straßenzeitung, sondern ist auch der Name des dahinterstehenden Vereins. Wie ist aus der Straßenzeitung das heutige breite Beratungs- und Unterstützungsangebot des Vereins gewachsen?

Meist daran, dass wir einen Bedarf gesehen haben und aus einer Idee irgendwann ein Projekt wurde. Unser Dortmunder Buchladen zum Beispiel ist daraus entstanden, dass zu den Sachspenden an uns immer wieder auch viele Bücher gehörten. Unsere Versorgungstouren „Kaffee & Knifte“ mit Heißgetränken, Essen, Schlafsäcken und Hygieneartikeln ist aus dem Wunsch entstanden, die gewachsene Not der Menschen auf der Straße zu lindern.

Habt Ihr Zahlen zu Eurer Arbeit?

Im vergangenen Jahr hatten wir fast 3.500 Beratungen in unseren Anlaufstellen in Dortmund und Bochum und im Rahmen unserer Housing-First-Arbeit. Bei unseren Versorgungstouren in der Bochumer und der Dortmunder Innenstadt konnten unsere ehrenamtlichen Teams rund 1.600 Mal helfen.

Klassische Zeitungen haben es durch die Konkurrenz von Tablets und Smartphone immer schwerer. Die Auflagen sinken. Wie wirken sich diese geänderten Lesegewohnheiten auf den Verkauf der bodo aus?

Zum Glück bisher gar nicht. Wir haben seit Jahren eine stabile Auflage, unser Dezember-Heft war das bestverkaufte in unserer Geschichte. Aber natürlich machen wir uns Gedanken über Lesegewohnheiten und Lesergruppen. Denn es geht ja neben dem Produkt vor allem um den Kontakt mit den KundInnen und den Zuspruch, der unseren VerkäuferInnen Kraft und Mut gibt. Das wollen wir gern erhalten.

Wie können Menschen die Arbeit von bodo unterstützen – den Kauf des monatlichen Heftes bereits vorausgesetzt?

Wir freuen uns, wenn Menschen ein Heft kaufen und lesen, unseren Buchladen besuchen und unsere Dienstleistungen nutzen, zum Beispiel unser Transport-Team für Haushaltsauflösungen oder Transporte buchen. Wir nehmen gut erhaltene Bücher für unser Projekt Buchladen, aber auch Kleidung und Schlafsäcke als Spenden entgegen. Und weil wir keine öffentlichen Förderungen erhalten, freuen wir uns natürlich auch, wenn Menschen uns finanziell unterstützen.


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