Initiativen > Weitere Initiativen und Bündnisse
1. November 2006 (Weitere Initiativen und Bündnisse, Bundespolitik)

Londoner und deutsche Mieter gemeinsam gegen Wohn-REITs

Die "London Tenants Federation" (LTF), ein Dachverband der Mieterorganisationen im öffentlichen Wohnungssektor der britischen Hauptstadt, und Mieterforum Ruhr arbeiten zusammen, um die Durchsetzung von Wohn-REITs in Deutschland und Großbritannien zu verhindern. In einer am Dienstag verbreiteten Erklärung setzt sich die LTF für Regelungen ein, die den öffentlichen Sektor und Non-Profit-Wohnungsgesellschaften in Großbritannien von Real Estate Investment Trusts (REITs) ausnehmen.

Großbritannien will die in Deutschland stark umstrittenen steuerbefreiten Immobiliengesellschaften zum 1. Januar 2007 zulassen. Die LTF befürchtet, dass dies zu einer starken Konzentration der finanzwirtschaftlichen Macht und undemokratischen politischen Einflussmöglichkeiten führt, die die Wohnungsmärkte von internationalen Spekulationsblasen abhängig macht.
Die Sorgen der Mieter beziehen sich auch auf die Aktivitäten großer Private Equity Fonds, z.B. die in Großbritannien ansässige TerraFirma (Annington), die die größte deutsche Wohnungsgesellschaft, Viterra, 2005 von Eon übernahm und auf bis zu eine Million Wohnungen wachsen will. LTF befürchtet, dass TerraFirma/Annington auf dem Weg zu europäischen Marktführerschaft auch in Großbritannien nach weiteren großen Wohnungsbeständen sucht, um diese ihrem Portfolio hinzuzufügen. In England hat TerraFirma bereits ehemalige Armee-Wohnungen übernommen.
REITs sind börsennotierte Aktiengesellschaften, die ihren Gewinn hauptsächlich mit Immobilien machen. Sie sind von Unternehmenssteuern befreit und zahlen einen hohen Anteil ihrer Profite an die Anleger aus.
Die LTF ist durch Berichte aus anderen Ländern alarmiert. In den USA und Frankreich hätten REITs zu höheren Mieten und der Ausschlachtung von Unternehmen geführt. In lukrativen Wohnungsbeständen würden Mieten erhöht, während der Rest dem Zerfall oder dem Leerstand zwecks Abriss und Neubebauung überlassen werde.
Die LTF befürchtet massive nachteilige Folgen für London, wo die Immobilien- und Bodenpreis bereits jetzt in den Himmel gewachsen sind. Ohne zusätzliche Regulierungen, so LTF, könnte die Zulassung von REITs zu einer Aufteilung von Mietwohnungs-Blocks in Einzeleigentum und die Ersetzung von Sozialwohnungen durch teure Appartements führen. Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass Zwangsräumungen und ein Verlust an sozialer Verantwortung weitere Folgen sein könnten.
Die London Tenants Federation will eine breite Debatte unter den Londoner Mietern auslösen und das Bewusstsein für die Problematik schärfen. Sie will ein Regulierung von REITs erreichen, die den öffentlichen Wohnungssektor von der Übernahme ausschließt und den demokratisch kontrollierten Nicht-Profit-Sektor schützt. Gemeinsam mit den deutschen Mietern fordern sie die Regierungen Großbritanniens und Deutschlands auf, international Immobilieninvestments gesetzlich stärker zu regulieren und ihren Zugriff auf die öffentlichen Wohnungsbestände zu verhindern.


>>> Rechtsberatung für Mieterinnen und Mieter
 

Twitter


Arbeitsgemeinschaft der Mietervereine Bochum, Dortmund, Witten, Mietergemeinschaft Essen

Kontakt | Sitemap | Datenschutz | Impressum