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16. Juni 2009 (Aus den Städten)

Kleinräumige Diagnose & Therapie

Vordergründig ist es wissenschaftlich-trockener Stoff: die Kleinräumige Quartiersanalyse der Stadt Dortmund. Aber schon die Daten- und Faktenerhebung ist eine Reise in die soziale Wirklichkeit eines Wohngebietes. Die Auswertung deckt Stärken und Chancen, Schwächen und Risiken auf. Der Diagnose folgt die Therapie in Form eines Aktionsplans.

Schon seit 1991 wird in Dortmund das Kommunale Wohnungsmarktbeobachtungssystem praktiziert. Hinter diesem Wortungetüm steckt die Erfahrung des plötzlichen Umschwungs von einer Abrissdiskussion zu einem Wohnungsmangel zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung. Es sollte sich nicht wiederholen, dass Tausende Menschen in Turnhallen und Wohncontainern untergebracht werden müssten. Zum anderen sollen Investoren verlässliche Marktdaten erhalten, um Fehlentscheidungen, die gerade auf dem Wohnungsmarkt kaum auszubügeln sind, zu vermeiden. Die öffentlich zugänglichen Berichte basieren auf vielen Einzeldaten, z. B. zur Bevölkerungsentwicklung, sowie auf Experten- und Bewohnerbefragungen. Die Untersuchungen sind zum einen zum regionalen Wohnungsmarktbericht "Wohnen in der Städteregion Ruhr" weiterentwickelt worden. In die entgegengesetzte Richtung zu Untersuchungen in "Problemgebieten": die Kleinräumigen Quartiersanalysen.

Dortmund ist statistisch in 39 so genannte Sozialräume aufgeteilt. Sichtbare Veränderungen im Wohnumfeld gibt es quer durch die Stadt. Wohnungen stehen leer, Fachgeschäfte schließen, Spielhallen, Wettbüros und Internetcafes wuchern. Als störend empfundene Grüppchen von Anwohnern stehen oder sitzen vor Verbrauchermärkten und im "Pantoffelgrün". Viele Veränderungen sind unvermeidbar und nicht so bedrohlich, wie sie "gefühlt" werden. Generationswechsel, verändertes Freizeit- und Konsumverhalten und nicht zuletzt gewandelte Wohnwünsche verändern das Gesicht einer Stadt laufend. Brisant wird es, wenn eine weit über dem Durchschnitt liegende Geld- und Bildungsarmut zusammen mit leer stehenden und verwahrlosten Wohnungsbeständen diagnostiziert wird. Dann droht dem Stadtteil eine Abwärtsspirale. In 13 Sozialräumen haben die Statistiker nach eingehenden Sozialanalysen, zusammengefasst im "Sozialstrukturatlas", einen erhöhten Handlungsbedarf festgestellt. Politik und Verwaltung haben diese Problemgebieten zu "Aktionsräumen im Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund" deklariert.

Aktionsräume
Zur Ergänzung der Datengrundlage hat das Wohnungsamt der Stadt in ausgewählten Siedlungsbereichen die Wohnsituation untersucht: Westerfilde, Hörder Neumarkt, Dorstfelder Brücke/Rheinische Straße und Germaniasiedlung Marten. Weitere Kleinräumige Quartiersanalysen sollen folgen. Die Auswahl erfolgte nach „Schlüsselindikatoren“, z.B. der Leerstandsquote. Um die Zukunftsfähigkeit von Quartieren beurteilen und einen Maßnahmenkatalog zusammen mit der Bevölkerung, Bezirksvertretung und Verwaltungsstellen erarbeiten zu können, wurde u.a. nach Alters- und Haushaltsstruktur (Einpersonenhaushalte, Alleinerziehende) gefragt. Durch ein speziell entwickeltes Analyseverfahren wurden Stärken und Chancen, Schwächen und Risiken ermittelt. Eine Stärke kann dabei die gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr sein. Eine Schwäche die Vielzahl von Siedlungsverkäufen auf dem Finanzmarkt und fehlende Ansprechpartner für die "Therapie". Im Aktionsplan wurden die Ziele formuliert, die durch besondere Fördermaßnahmen und einem Quartiers- bzw. Aktionsbüro vor Ort verfolgt werden sollen: Arbeit schaffen, Kinderarmut bekämpfen und den sozialen Zusammenhang (Bürgerengagement und -beteiligung) stärken. Bisher wurden von der Stadt 5 Mio. Euro dafür ausgegeben. Alle Berichte unter:
dev.wohnungswesen.dortmund.de


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