Die Grand City Properties S.A. aus Luxemburg war in den vergangenen drei Jahren auf Einkaufstour in NRW. Über 10.500 Wohnungen – meist in vernachlässigten Wohnanlagen – wurden übernommen. Die in einigen Städten durchgeführten Renovierungen lassen die Mieter hoffen. Doch hinter Grand City Properties steckt das klassische Geschäftsmodell eines Finanzinvestors.
In NRW gehören Grand City Properties S.A. über zahlreiche Tochtergesellschaften Wohnungen, u.a. in Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hattingen, Dortmund, Lünen, Duisburg, Solingen, Wuppertal und Velbert. Vorherige Eigentümer waren unter anderem die Gagfah, die insolvente Unternehmensberatung Janssen & Helbing sowie die Firmen Terra Heimbau 2 & 407. Letztere wurden Anfang 2012 durch Grand City Properties S.A. übernommen. Mit der Hausverwaltung wurde die Schwesterfirma Grand City Property GmbH aus Berlin beauftragt.
Inkasso-Methoden
Die bisherige Bilanz der Mieter fällt unterschiedlich aus. In einigen Siedlungen, wie der Erpinghof-Siedlung in Dortmund-Huckarde sind Renovierungsarbeiten zu beobachten. In Lünen wurden die Spielplätze im Außenbereich erneuert. In anderen Wohnanlagen in Dortmund stellte sich der neue Eigentümer mit Haustür-Inkasso-Methoden vor. Im Sommer klingelten Mitarbeiter des Unternehmens bei den Mietern und wollten angebliche Mietrückstände eintreiben. In vielen Fällen war die Miete jedoch aufgrund von Mängeln gemindert worden. Kein wirklich guter Start. In Mönchengladbach froren im Oktober die Mieter der Wohnanlage "Am Römerbrunnen". Die mit dem Austausch der Fenster beauftragten Handwerker verließen die Baustelle, weil sie kein Geld vom Eigentümer erhalten hatten.
Unklare Markteinschätzung
Die Strategie von Grand City Properties ist klar, die Unternehmenspräsentation findet deutliche Worte. Ein Teil der Wohnungen soll für "längere Zeit" gehalten, der Rest mit hoher Gewinn-erwartung verkauft werden. Solche Verkäufe fanden bereits 2010 in Berlin und Solingen statt und werden auf der Internetseite des Unternehmens als Meilensteine dargestellt. Für 2012 wird der Verkauf einer Hochhaus-Wohnanlage in Köln-Ostheim mit über 400 Wohnungen angekündigt. "Hier sollen eindeutige Signale an potenzielle Investoren gesetzt werden: Das Geschäftsmodell funktioniert. Investitionen lohnen sich", erläutert Dr. Tobias Scholz vom Mieterverein Dortmund. Grand-City-Properties-Aktien werden seit Mai 2012 an der Frankfurter Börse gehandelt. In der unternehmens-eigenen Darstellung der Wohnungsmarktsituation wird auf steigende Immobilienpreise und sinkende Leerstandsquoten in ganz Westdeutschland verwiesen. Die meisten Grand-City-Wohnungen liegen jedoch in Städten mit ausgeglichenen oder entspannten Wohnungsmärkten. "Die Investoren werden mit Markteinschätzungen umworben, die die konkreten Wohnungsmärkte und -bestände vor Ort nicht richtig beschreiben. Unrealistische Renditeerwartungen bei einsteigenden Investoren können die Folge sein und stehen einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Wohnungen im Wege. Am Ende sind die Mieter die Leidtragenden",so Dr. Tobias Scholz.
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