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11. September 2014 (Sonstige Unternehmen)

Barmer Wohnungsbau: Ein halbes Jahr ohne Aufzug

Die seltsamen Nebenkostenabrechnungen der Barmer Wohnbau in der 60er-Jahre-Betonsiedlung am Laerholz haben schon zwei Ausgaben dieser Zeitschrift beschäftigt. Sie sind allerdings nichts im Vergleich zu dem, was etliche Mieter mit ihrem Aufzug erleben – oder vielmehr nicht erleben.

„HILFE!“ steht in riesigen Lettern auf einem Transparent an der Fassade des Hauses. „Seit Anfang Februar 2014 ist der Aufzug defekt. Dieses Haus hat 6 Stockwerke!“

Mitte Mai haben die Mieter des Hauses Peter-Parler-Weg 9 die Nase voll. Mit einem großen Transparent und einem Video auf Youtube machen sie auf ihre missliche Lage aufmerksam.

Das Medienecho ist gewaltig. Innerhalb weniger Tage berichten mehrere Zeitungen, drehen fünf Kamerateams. Auch der Mieterverein, der mehrere Mitglieder in dem Haus betreut, kann sich vor Interview-Anfragen kaum retten.

Gewaltiges Medienecho

Unter dem gewaltigen Druck der Öffentlichkeit reagiert endlich die Vermieterin, die Barmer Wohnungsbau, die sich drei Monate lang bedeckt gehalten hat, mit einem öffentlichen Statement. Den Aufzug habe man bereits defekt übernommern, der TÜV habe ihn wegen gravierender Mängel still gelegt, seither sei man mit verschiedenen Firmen wegen einer Sanierung im Gespräch, aber mit einer kleinen Reparatur sei es nicht getan.

Seltsam muten diese Ausreden an, denn Aufzugsfirmen sind daran gewöhnt, schnell reagieren zu müssen. In der Brückstraße 58, wo der Mieterverein sitzt und auch öfter mal einen Defekt am Aufzug zu rügen hat, dauert eine Reparatur nie länger als 24 Stunden.

Hier jedoch soll es eine gründliche Sanierung werden – wie denn die Barmer Wohnungsbau überhaupt großes vor hat mit den „Gropius-Terassen“, wie sie das heruntergekommene Betonviertel nennt. Acht Millionen Euro will sie in eine „mieterfreundliche Modernisierung“ stecken, die unter anderem die Nebenkosten deutlich reduzieren soll.

Was den Aufzug angeht, entschuldigt sich die Barmer vielmals bei ihren Mieter – und bietet von sich aus eine Mietminderung um 25 Prozent für die gesamte Zeit des Ausfalls an, also auch rückwirkend. „Das ist schon ungewöhnlich viel“, kommentiert Rainer Papenheim, Rechtsberater beim Mieterverein, der den Mietern zuvor 10 Prozent Kürzung empfohlen hat.

Und so halten die meisten weiterhin die Füße still, tolerieren, dass die Reparatur des Aufzugs erst im August tatsächlich beginnt und mehrere Wochen dauert. In einem anderen Haus der gleichen Siedlung ist man weniger geduldig: Hier klagt ein Mieter wegen des ebenfalls defekten Aufzugs auf Instandsetzung.

Inzwischen haben in der ganzen Siedlung die Modernisierungsarbeiten begonnen. Der Lärm der Handwerker macht Hoffnung, dass es irgendwann wieder besser wird in  dieser Siedlung, die binnen 50 Jahren vom Vorzeigeprojekt zur Schmuddelecke herunterkam.


>>> Rechtsberatung für Mieterinnen und Mieter
 

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