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5. Januar 2016 (Vivawest)

Vivawest will mehr verdienen

Höherpreisiger Wohnraum steht beim Wohnungsbauunternehmen Vivawest hoch im Kurs. Zig Projekte laufen derzeit in Essen. Darunter auch der angekündigte Abriss von älteren Häusern in Rüttenscheid, die Neubauten weichen sollen. Die Bewohner, meist langjährige Mieterinnen und Mieter, wehren sich.

Alte Häuser mit großen Gärten prägen die Köndgenstraße in Essen-Rüttenscheid. Im Innenhof des Quartiers lockt eine große Freifläche mit Wildblumen die Anwohner nach draußen – ein beliebter Treffpunkt. Die Wohnungen von Vivawest (entstanden aus den Unternehmen EVONIK Wohnen und THS) sind preiswert, die Altverträge machen günstiges Wohnen noch möglich. Und das grüne Umfeld macht das Wohnen sehr lebenswert. All das soll abgerissen werden, um fünf neuen Wohnhäusern mit gut 70 höherpreisigen Wohnungen zu weichen. Die Mieterinnen und Mieter der derzeit noch bewohnten Häuser müssten umziehen.

Doch ihre Köndgenstraßen-Oase wollen die Mieterinnen und Mieter nicht einfach aufgeben. Also werden Unterschriften gesammelt und die Lokalpolitiker des Bezirks ins Boot geholt, wie in den letzten Wochen in den Tageszeitungen NRZ und WAZ zu lesen war. Formal lässt sich das Abreiß-Vorhaben aber kaum verhindern: der große Innenhof darf bebaut werden, weil er eigentlich gar nicht als Garten, sondern als Stellfläche vorgesehen war. Also ist öffentlicher Druck nötig.

Hochpreisiges Wohnen

„Vivawest ist derzeit an vielen Bauprojekten beteiligt. In der Stadt gehören sie damit zu jenen Wohnungsunternehmen, die große Investitionen durchführen“, weiß Siw Mammitzsch, Geschäftsführerin der Mietergemeinschaft Essen. Alle Vorhaben zielten dabei darauf ab, höherpreisigen Wohnraum zu schaffen. Auch in Rüttenscheid ist das der Fall: Der heute in den Wohnungen übliche Preis von rund fünf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter wird laut WAZ-Bericht im Neubau auf etwa zehn Euro verdoppelt.

Vivawest kurbelt mit den zig laufenden Projekten überall die Einnahmen ordentlich an. „Auch deswegen gehört das vergleichsweise ‚kleine‘ Projekt an der Köndgenstr. zu einem, welches durchaus überdacht werden kann. Denn dort wohnen fast ausschließlich ältere Mieter“, stellt sich Siw Mammitzsch auf die Seite der Anwohnerinnen und Anwohner. „Jedoch hat uns Vivawest im Gespräch bestätigt, dass sie an dem Bauprojekt festhalten will.“

Vivawest expandiert

Vivawest expandiert massiv. Das lässt sich leicht an den offiziellen Presseerklärungen des Unternehmens aus dem laufenden Jahr ablesen.

In Kettwig nahe der Ruhr sollen im Frühjahr 2017 insgesamt 135 Mietwohnungen bezugsfertig sein in zehn „hochwertigen“ Mehrfamilienhäusern und zehn Doppelhaushälften. Dabei steht es laut Vivawest-Presseerklärung eine „gehobene Ausstattung“, teils werden „Penthousewohnungen mit 173 Quadratmetern“ erschaffen.

In Altenessen-Süd endete im Mai die energetische Modernisierung von 56 Wohnungen in der Meinertstraße. Bis Ende des laufenden Jahres sollen in der Nachbarstraße noch einmal 37 Wohnungen fertig modernisiert sein (Kellersohnweg und Rahmheide). Die Mieten steigen - genau wie in Holsterhausen Am Alfredspark, wo 32 Wohnungen in den kommenden zwei Jahren energetisch modernisiert werden.

Der letzte Bauabschnitt des Viwawest-Vorhabens an den Altenessener Johanniskirchgärten erhöht die Wohnungsanzahl von 99 auf 109. Seit Herbst läuft die letzte Bauphase, in der zehn weitere Häuser mit rund 120 m2 Wohnfläche entstehen. Gehobenes Wohnen in Niedrigenergiehäusern gepaart mit dem Mehrgenerationen-Charakter des seit 2007 neu entstandenen Viertels.

Zentral in der Essener Innenstadt wird Vivawest bis Sommer 2018 zudem ein Quartier (umgeben von der Hachestraße, der Selmastraße und der Henriettenstraße) mit 109 Wohnungen in acht Häusern errichten. Auf dem Gelände entsteht zudem ein Hotel und ein Bürogebäude. Unter allem befindet sich eine Tiefgarage, die insgesamt 170 Stellplätze bietet.
Wachstumskurs mit Hilfe von Kommunen
Mit den genannten Projekten ist Vivawest aber noch lange nicht am Ende der Wachstumsvision angelangt. Vivawest bringt sich als Partner städtischer Wohnungsunternehmen ins Gespräch, wie jüngst die WAZ berichtete. Das jährliche Investitionsvolumen des Gelsenkirchener Wohnungsbauunternehmens für Neubauten soll künftig auf 100 Millionen € pro Jahr verdoppelt werden.

Angesichts des Zuzuges von Flüchtlingen ist preiswerter Wohnraum wirklich ein Muss, dass nur über Neubauten sichergestellt werden kann. Hochpreisiges Wohnen - wie die genannten Bauvorhaben von Vivawest in Essen - dient hingegen nur der Gewinnmaximierung. Um Partner der Kommune sein zu können, wäre ein Umschwenken bei den Bauvorhaben nötig.


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