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15. September 2018 (Aus den Städten)

Dortmund: Noch lange kein Lichtblick

Der Dortmunder Wohnungsmarkt bleibt angespannt. Steigende Mieten, niedriger Leerstand sind die Indikatoren, die den Wohnungsmarktbericht seit Jahren bestimmen. Doch die Stadt sieht auch „erste Erfolge“: Im vergangenen Jahr wurden mehr Wohnungen genehmigt und gebaut. Und der massive Wegfall Tausender Sozialwohnungen konnte zumindest ein wenig gebremst werden. Anlass, sich zurückzulehnen, gibt es trotzdem nicht.


Mit Blick auf den Wohnungsmarkt des vergangenen Jahres sagen Planungsdezernent Ludger Wilde und Thomas Böhm, Leiter des Amtes für Wohnen und Stadterneuerung, klar: „Entspannung war auch 2017 nicht in Sicht.“ Angespannt, das Adjektiv gilt besonders für Wohnungen im unteren, seit rund zwei Jahren aber auch im mittleren Preissegment.

Für den jährlich erscheinenden Bericht werden alle Wohnungsangebote eines Jahres ausgewertet, die in Zeitungen oder im Internet veröffentlicht wurden. Die Auswertung zeigt: Wohnen ist auch 2017 wieder teurer geworden. 6,63 Euro Kaltmiete (2016: 6,32 Euro) waren 2017 pro Quadratmeter in einer Bestandswohnung fällig, 10,50 Euro (2016: 10,16 Euro) waren es in Neubauwohnungen. Die Angebotsmieten im Bestand sind damit um rund 4,6 Prozent gestiegen. Hinter dem Mittelwert (Median) erstreckt sich allerdings eine breite Spanne: Im äußersten Nordosten Dortmunds, rund um Derne, Scharnhorst oder Lanstrop, bekommen Suchende durchaus noch Wohnungen ab 5,50 Euro pro Quadratmeter, ein großen Teilen der westlichen und südlichen Innenstadt, nördlich des Phoenixsees in Hörde und in einigen südlichen Bezirken Dortmunds sind Mieten von 7,50 Euro bis etwa neun Euro zu zahlen.

Und auch der Wohnungsleerstand bleibt niedrig: 1,8 Prozent der mehr als 320.000 Wohnungen in Dortmund standen zum Jahresende länger als sechs Monate leer. „Wir haben keinen richtigen Wohnungsmarkt“, sagt Ludger Wilde. Auch hier gibt es deutliche Unterschiede – etwa vier Prozent in den Bezirken Union und Dorstfeld, sehr niedrige Werte von unter einem Prozent in Großwohnsiedlungen von Funkturm, Schüren, Clarenberg oder Kirchhörde. Der Mieterverein verweist darauf, dass bei Mieterhöhungen nicht die Zahlen aus den Wohnungsangeboten maßgeblich sind, sondern die des Dortmunder Mietspiegels.

Mehr Einwohner wollen mehr Wohnungen

Nach wie vor wächst Dortmund anstatt zu schrumpfen ‑ seit 2013 um etwa 18.000 Menschen; 601.780 Personen lebten am 31. Dezember hier. Die Zahl der Haushalte stieg auch, weil Menschen zunehmend allein oder zu zweit wohnen. Das soll durch Neubau aufgefangen werden: 2017 wurden mehr als 1.600 neue Wohnungen genehmigt, außerdem fast 1.500 fertiggestellt – so viele wie seit 2014 nicht mehr. Gebaut wird zum Beispiel am Berswordt-Quartier nahe der B1, aber auch nahe der Kronprinzenstraße auf dem Gelände des ehemaligen Südbahnhofs. Und auch Nachverdichtungen und Aufstockungen waren und sind zurzeit beliebtes Mittel, um kurzfristig neuen Platz zu schaffen – auch wenn es öfters zu Konflikten mit Alteingesessenen kommt.

„Erste Erfolge“ beim günstigen Wohnen Die Konkurrenz um Wohnraum trifft nach wie vor zuallererst diejenigen, die gegenüber zahlungskräftigen Mietern einfach nicht bestehen können: Geringverdiener, große Familien mit wenig Geld, Geflüchtete, Studierende. Besonders für letztere interessieren sich Investoren: Am Standort des ehemaligen Karstadt-Technikhauses an der Kampstraße soll ein „Basecamp“ mit rund 430 hochpreisigen Studierendenappartments und Singles entstehen; ein ähnliches Vorhaben plant ein Investor an der Rheinischen Straße am Dortmunder U.

Die Stadt hat ein klares Ziel: „Wir müssen dazu bauen, um den Druck weiter zu dämpfen“, so Ludger Wilde. Und so wurde einiges unternommen, um gegenzusteuern; rund 139 Millionen Euro sind von 2015 bis 2017 in den vergangenen Jahren in die Wohnraumförderung geflossen, 90 Millionen davon kamen als frei verfügbares „Globalbudget“ vom Land NRW. Dazu kommt die Quote, die festlegt, dass bei neuen Bauprojekten 25 Prozent der entstehenden Wohnungen gefördert und damit preisgebunden sein müssen: Drei Bauprojekte enthalten derzeit anteilig geförderte Wohnungen, weitere neun Areale sollen 2019 und 2020 folgen. Und in Mengede, Lütgendortmund und Huckarde entstehen insgesamt rund 180 preisgebundene Wohnungen der Stadt Dortmund, die bis Ende des Jahres fertig sein sollen.

Die Bilanz: Der massive Schwund von dringend nötigen preisgebundenen Wohnungen ist zwar nicht gestoppt, aber immerhin leicht gebremst. Wie es weitergeht, dazu machten die Experten in Dortmund keine klare Aussage. So lange es ausreichend Investoren gibt, sei das ein gutes Zeichen, sagt Thomas Böhm – die Stadt scheint sich nicht weiter in der Pflicht zu sehen.

Für den Mieterverein sind die gestiegenen Zahlen der Baufertigstellungen und Baugenehmigungen ein wichtiges Signal. „Es werden jedoch zu wenige öffentlich geförderte Wohnungen in städtischer Hand gebaut, der Rat der Stadt muss DOGEWO21 dazu in die Lage versetzen. Grundstücke im Eigentum der Stadt bzw. städtischer Tochtergesellschaften und eine Stärkung des Eigenkapitals sind hierfür wichtige Voraussetzungen“, stellt Dr. Tobias Scholz, wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund, fest.


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