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15. Juni 2018 (Bundespolitik)

Die Wissenschaft hat festgestellt: In Deutschland fehlen 2 Mio. preiswerte Wohnungen

„Wenn man in Deutschland von Grundsicherung lebt, ist man nicht arm.“ Warum sich ausgerechnet der neue Gesundheitsminister Jens Spahn solch heikle Gedanken um Sozialhilfesätze machte, ist unklar geblieben. Fest steht: Er hat unrecht. Arm ist per OECD-Definition, wessen Einkommen 60 Prozent oder mehr unter dem Durchschnittseinkommen einer Gesellschaft liegt. Für einen 1-Personen-Haushalt liegt die Armutsgrenze in Deutschland damit bei 890 € im Monat. Lebt dieser Haushalt von Hartz IV oder Grundsicherung im Bochum, kann er mit ca. 840 € einschließlich Kosten der Unterkunft rechnen. Und liegt also unter der Armutsgrenze. Nach der offiziellen Definition sind 14 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen arm.

Wer arm ist, ist noch mehr als andere auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen. Was bezahlbar ist, hängt dabei sicherlich vom Einkommen ab. Doch auch wenn es erstaunen mag – selbst für diesen unbestimmten Begriff gibt es eine Definition: Bezahlbar (oder auch „leistbar“) ist eine Wohnung dann, wenn der jeweilige Haushalt nicht mehr als 30 Prozent seines Einkommens dafür aufwenden muss – bruttowarm, versteht sich.

Über solche Definitionen kann man natürlich streiten – und das passiert auch. So wird gern darauf hingewiesen, dass die Armutsdefinition relativ ist: Wer in Deutschland als arm gilt, würde in Bangladesch vermutlich zu den oberen 10.000 gehören. Und wer mit 2.400 € Nettoeinkommen 50 Prozent davon für das Wohnen ausgibt, hat immer noch doppelt so viel zum Leben übrig wie jemand, der mit 890 € netto 30 Prozent davon an Miete zahlt.

Die Gefahr aber, dass man mehr, viel mehr als jene 30 Prozent vom Einkommen für das Wohnen ausgeben muss, ist für Haushalte mit geringem Einkommen sehr viel größer. Wie viel größer, das hat jetzt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung ans Licht gebracht. Sie ist der Frage nachgegangen: „Wie viele und welche Wohnungen fehlen in deutschen Großstädten?“


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