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10. September 2019 (Sonstige Unternehmen)

Altro Mondo - AM - Alles Masche

Juni 2017: drohende Wassersperre in einem Wohnhaus in der Emscherstraße in Herne. Dezember 2017: drohende Wärmesperre im Kamen „Auf dem Spieck“. Juli 2018: In Hagen-Hohenlimburg soll in der Mozartstraße die Warmwasserversorgung gekappt werden. August 2019: Der Versorger DEW21 drohte den Bewohnern der Anlage Herwingweg 2-4 in Dortmund-Wickede Wasser und Allgemeinstrom abzudrehen. Vermieter und Verwalter in all diesen Fällen: DEGAG/Altro Mondo.

Für Mieterinnen und Mieter ist es erst einmal ein großer Schock, wenn sie eine Benachrichtigung ihres Versorgers bekommen, in der er damit droht, die Versorgung einzustellen. Schließlich zahlen sie häufig für Wasser, Wärme und Energie über die Nebenkosten in Form von Abschlägen an ihren Vermieter. Wenn dieser die Zahlungen aber nicht ordnungsgemäß weiterleitet, nutzen Versorgungsunternehmen die Androhung einer Versorgungssperre. Doch bis es dazu kommt, sind in der Regel schon diverse Mahnungen und Zahlungserinnerungen an den Vermieter gegangen – ohne dass die Mieterinnen und Mieter etwas davon mitbekommen. Ein Fehler in der Buchungssoftware oder ein Zahlendreher in der Überweisung können immer mal passieren, doch spätestens mit einer Zahlungserinnerung des Versorgers ließe sich ein solcher Fehler entdecken und beheben. Wenn aber einem Vermieter bzw. Verwalter in wenigen Jahren und mit unterschiedlichen Objekten immer wieder solche Sperren angedroht werden, wirft das Fragen nach seiner Liquidität auf.

Kummer gewöhnt

Kurz vor Redaktionsschluss und einen Tag nach dem angekündigten Sperrtermin vermeldete DEW21 den Eingang der offenen Beträge. Zuvor hatten zahlreiche Mieterinnen und Mieter die Abtretung Ihrer Miete an DEW21 angekündigt, um eine Sperrung abzuwenden. „Wir gehen davon aus, dass das Druckmittel die Mieten ‚umzuleiten‘, Wirkung gezeigt hat“, sagte Tobias Scholz vom Mieterverein Dortmund. Doch viele Mieterinnen und Mieter am Herwingweg beschäftigt noch ein anderes Thema. Anfang Mai bekamen sie – ebenso wie Mieterinnen und Mieter in der Dortmunder Nordstadt – Post von Altro-Mondo, mit der Ankündigung über den Einbau einer zentralen Heizungsanlage. Eine Mieterhöhung würde dafür nicht anfallen. Was beim ersten Lesen einen tollen Eindruck hinterlässt, hat für die Mieterinnen und Mieter zwei große Haken: Zum einen werden die Wohnungen über Gasetagenheizungen (Gasthermen) mit Warmwasser und Heizwärme versorgt, was viele Mieter schätzen. Schließlich können sie Versorger und Tarif eigenständig auswählen. Zum anderen enthält das Altro-Mondo-Schreiben eine Formulierung, die darauf schließen lässt, dass die neue Heizungsanlage nicht mehr dem Vermieter gehört, sondern einem externen Wärmelieferanten, der die Mieter mit Wärme beliefern wird.

Wärmecontracting

Bei einer solchen gewerblichen Wärmelieferung (Wärmecontracting) bezahlen die Mieter die Errichtungs- und Instandhaltungskosten über den späteren Wärmepreis. Solch eine Umstellung hat in der Vergangenheit häufig zu höheren Warmmieten geführt. Seit 2013 gibt es deshalb im Mietrecht eine Vorschrift, wann eine Umstellung auf Wärmecontracting erfolgen darf. Martin Grebe vom Mieterverein Dortmund, sieht diese Voraussetzungen nicht erfüllt: „Für eine Umstellung auf Wärmecontracting muss eine Eigenversorgung der Wohnungen durch den Vermieter vorhanden sein. Dies ist bei den betreffenden Wohnungen mit den Gasetagenheizungen in den Wohnungen jedoch nicht der Fall. Damit werden die gesetzlichen Anforderungen für eine Umstellung auf Wärmelieferung nicht erfüllt. Zugleich erfüllt das Schreiben der Altro-Mondo auch nicht die gesetzlichen Anforderungen an eine Modernisierungsankündigung.“

Arbeitsgruppe des Ministeriums

Mit diesem Vermieter beschäftigt sich seit einem knappen Jahr auch eine von Bauministerin Ina Scharrenbach ins Leben gerufene Arbeitsgruppe aus Ministeriummitgliedern und Vertretern betroffener Kommunen. Eine Anfrage des Mieterforums über den aktuellen Stand der Arbeitsgruppe wurde wie folgt beantwortet: „Das Ministerium steht in einem konstruktiven Austausch mit den betroffenen Kommunen, in denen die DEGAG Wohnungsbestände unterhält, die von der Firma Altro-Mondo verwaltet werden. In diesem Zusammenhang haben auf Einladung von Frau Ministerin Scharrenbach mehrere Fachgespräche im Ministerium stattgefunden. Dabei fand ein Austausch zu der aktuellen Situation der einzelnen Kommunen statt. Es konnten vergleichbare Auffälligkeiten in den Kommunen festgestellt und die unterschiedlichen Herangehensweisen der Kommunen beleuchtet werden. Hierbei wurden auch verschiedene rechtliche Handlungsoptionen diskutiert. Ziel ist es, erfolgreiche Strategien zu entwickeln und umzusetzen.“

Für die Mieterinnen und Mieter in Herne, Hagen, Castrop Rauxel oder Dortmund bleibt zu hoffen, dass die erforderlichen Strategien in der Arbeitsgruppe schnell entwickelt und in den Städten auch umgesetzt werden.


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