Die Lage auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt bleibt ernst. Die Wohnungsmieten sind weiter gestiegen, die Kaufpreise für neue Häuser gar um 20 Prozent. Von einer Entspannung könne „nicht die Rede sein“, sagt die Stadt – und ärgert sich auch, dass die Lage von der Landesregierung nicht anerkannt wird.
In ihrem Wohnungsmarktbericht untersucht die Stadt Dortmund jedes Jahr, wieviel und was für Wohnraum zur Verfügung steht, wieviel, was und wo neu gebaut wird, wie sich Miet- und Kaufpreise entwickeln und für wen die Wohnungssuche schwierig ist. Bei der Auswertung der Wohnungsannoncen aus dem vergangenen Jahr zeigte sich erneut: Die Angebotsmieten in Dortmund sind wieder gestiegen. Im Mittel wurden 2019 7,25 € Kaltmiete pro Quadratmeter für eine zu vermietende Bestandswohnung fällig (3,6 Prozent mehr als 2018), 10,89 € für eine Neubauwohnung (3,7 Prozent mehr). Wer ein Haus kaufen wollte, zahlte 2019 im Mittel gar 20 Prozent mehr als im Jahr davor.
Innerhalb des Stadtgebiets gibt es weiterhin große Unterschiede: Während sich Bezirke wie Innenstadt-West, Oberdorstfeld, Wischlingen, Funkenburg oder Körne im Bereich von 7,00 € bis 7,50 € bewegen, liegen die Innenstadt-Nord, Phönix- West, Marten, Oespel, das Unionviertel oder Dorstfeld unter dem Durchschnitt; die Bezirke Cityring Ost, Westfalendamm, Huckarde, Deusen, Universität oder Eichlinghofen darüber. Spitzenreiter (8,50 € bis 10,45 €) bleiben Hombruch, Lücklemberg, Kirchhörde-Ost, die Gartenstadt-Süd, Hörde und Tremonia. Interessant: Im Unionviertel, vor zehn Jahren als künftiges Kreativquartier angepriesen, hat sich die Aufwertung bisher nicht in Mieten, wie im Klinik-, Kreuz-und Tremoniaviertel niedergeschlagen.
Auch am Wohnungsleerstand lässt sich absehen, wie angespannt ein Wohnungsmarkt ist. In Dortmund lag die Quote Ende 2019 bei 2,1 Prozent – zu niedrig für einen funktionierenden Wohnungsmarkt. Zwar standen knapp 400 Wohnungen mehr leer als ein Jahr zuvor, „von einer echten Marktentspannung kann […] nach wie vor nicht die Rede sein“, stellt der städtische Bericht fest. Auch hier gibt es Schwankungen über die Bezirke: In Grevel, Kruckel, Tremonia oder Kirchhörde-Nord steht weniger als ein Prozent der Wohnungen leer, hohe Quoten sind in der Nordstadt und Außenbezirken wie Westerfilde, Holthausen oder Groppenbruch zu verzeichnen, allerdings auch innerhalb des Wallrings, im Unionviertel und – bedingt durch die anhaltende Räumung von mehr als 400 Wohnungen im Hannibal II vor drei Jahren – in Dorstfeld (16 Prozent). Und: Von den 6.750 leerstehenden Wohnungen in Dortmund stehen 3.500 mehr als zwei Jahre leer, schaffen es also gar nicht mehr so einfach auf den Wohnungsmarkt.
Bezahlbarer Wohnraum wird also nach wie vor knapper. In Konkurrenz darum werden Menschen mit wenig Geld zunehmend abgehängt. Denn verglichen mit Köln oder Düsseldorf ist das Mietenniveau in Dortmund zwar niedrig, jedoch war die Steigerung (40 Prozent seit 2012) in keiner anderen NRW-Stadt derart hoch. Die Landesregierung sieht das übrigens nicht so eng: Die Novelle der Mieterschutz-Verordnung, durch die bestimmte Mieterschutzinstrumente nur noch in ausgewählten Kommunen gelten, hat in Dortmund keinen Bestand.
Beim Blick auf den Wohnungsmarktbericht zeigt sich: Durch die Preisschraube, die sich seit Jahren nur nach oben dreht, werden vor allem die unteren Einkommensgruppen abgehängt und haben Probleme Wohnraum zu finden. 2.150 Haushalte waren 2019 wohnungssuchend gemeldet, standen also auf der Warteliste des Wohnungsamtes für eine öffentlich geförderte Wohnung.
Von diesen gibt es immer noch zu wenige. In den vergangenen Jahren hat die Stadt einiges in Bewegung gesetzt, um das zu ändern. Auf immer mehr Baugrundstücken gilt nun die verbindliche 25-Prozent-Quote für öffentlich geförderten Wohnraum, und Dortmund ist in die Mietenstufe 4 der Wohnraumförderung des Landes aufgestiegen. Das ist insbesondere für Investoren im öffentlichen Wohnungsbau ein Bonbon: Sie können im geförderten Wohnungsbau mehr Miete verlangen (6,20 €/qm statt 5,70 €), bekommen einen höheren Zuschuss und eine längere Kreditlaufzeit, was den staatlich geförderten Wohnungsbau deutlich wirtschaftlicher und attraktiver macht. 2019 wurden insgesamt 238 Wohnungen bewilligt, davon 199 Neubauwohnungen, 29 Millionen Euro Fördergelder hat die Stadt dafür ausschütten können. Im Globalbudget des Landes NRW, das der Kommune jährlich für die eigene Verwendung für die Wohnraumförderung zu Verfügung steht, wären allerdings 39 Millionen gewesen – zehn Millionen Euro für öffentlich geförderten Wohnungsbau wurden von potenziellen Investoren gar nicht abgerufen. Trotz Anreizen bleibt das Bauen mit staatlicher Förderung also offenbar unattraktiv.
Und ein Grundproblem bleibt: Öffentlich geförderter Wohnungsbau hat ein Ablaufdatum, nach 15, 25 oder 30 Jahren endet die sogenannte Bindungsfrist und die Wohnung kann zur marktüblichen Miete angeboten werden. In den kommenden Jahren enden viele Fristen für die Preisbindung, bis 2022, schätzt das Wohnungsamt, dürften weitere 2.000 öffentlich geförderte, preisgebundene Wohnungen vom Markt verschwinden.
Seit Jahren gibt es darum Forderungen, auch vom Mieterverein Dortmund und Wohlfahrtsverbänden zum Beispiel im Netzwerk „arm in Arm“, den kommunalen Wohnungsbau zu intensivieren, also als Kommune selbst zu bauen und Wohnungen an diejenigen zu vermieten, die sich am Wohnungsmarkt nicht selbst versorgen können. Die drei Bauprojekte mit insgesamt 200 Wohnungen in Mengede, Lütgendortmund und Huckarde sind weitgehend fertiggestellt – weitere sind bisher nicht geplant.
„Die Stadt Dortmund war zu wenig hartnäckig am Thema, dabei könnte sie über eigene Projekte Einfluss nehmen“, sagt Dr. Tobias Scholz, wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund. Der Mieterverein hält ein kommunales Wohnungsbauprogramm mit 500 geförderten Wohnungen jährlich für nötig. „Mit DOGEWO21 und der Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft stehen hierfür die Träger zur Verfügung“, so Scholz.
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