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6. September 2021 (Aus den Städten)

Hohe Mietbelastung in Bochum

Die Hans-Böckler-Stiftung hat einmal mehr die Wohnungsmärkte in den 77 deutschen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern unter die Lupe genommen, diesmal mithilfe der Daten des letzten Mikrozensus von 2018. Das Ergebnis für Bochum ist so niederschmetternd wie beim letzten Mal: Über 52 % der Mieterhaushalte müssen mehr als 30 % ihres Einkommens – das gilt als die Schmerzgrenze – für das Wohnen ausgeben. Rechnet man diejenigen hinzu, die zwar unter 30 % liegen, aber nur, weil die Wohnung für die Haushaltsgröße eigentlich zu klein ist, steigt die Quote der „unangemessen Untergebrachten“ auf 54,3 %.

Fachleute nennen die Zahl „Mietbelastungsquote“. Ein etwas irreführender Begriff, denn er erfasst nicht nur die reine Miete, sondern auch Betriebs- und Heizkosten. Es geht darum, wieviel Prozent vom Einkommen ein Haushalt für das Wohnen ausgeben muss – bruttowarm. In Bochum sind es 52,55 % der Mieterhaushalte, deren Mietbelastungsquote über 30 % liegt, 30,06 % über 40 % und immer noch 13,28 %, die mehr als 50 % ihres Einkommen fürs Wohnen ausgeben müssen. Alle drei Werte liegen deutlich über dem Durchschnitt der 77 Großstädte.

Das liegt nicht an hohen Mieten. Denn mit 5,74 €/qm liegt die Durchschnittsmiete in Bochum um exakt einen Euro niedriger als im Durchschnitt der Städte.
Das liegt eher am Einkommen. Bochumer sind im Vergleich zum Durchschnitt der Großstadtbewohner in Deutschland arm. Bei 1.575 € liegt das sogenannte „Nettoäquivalenzeinkommen“ eines durchschnittlichen Bochumer Haushalts. Dieser Fachbegriff meint ein Einkommen, das nach Anzahl und Alter der Haushaltsmitglieder gewichtet ist und deshalb einen Vergleich von Haushalten unterschiedlicher Größe ermöglicht. Es liegt in Bochum satte 134 € unter dem Durchschnitt aller 77 deutschen Großstädte.

Armes Bochum

Das wird besonders deutlich, wenn man sich die Einkommensgruppen genauer ansieht. In Bochum sind 22,5 % der Haushalte sogenannte „Geringverdiener“, die weniger als 60        % des Durchschnittseinkommens zur Verfügung haben. Das sind 5 % mehr als im Gesamtschnitt der Großstädte.

Und genau diese Geringverdiener sind es, die eine besonders hohe Mietbelastungsquote haben. Sie zahlen eine Miete von durchschnittlich 5,61 €/qm und damit nur 13 Cent weniger als der Durchschnitt, obwohl sie viel weniger Geld zur Verfügung haben.

2016 hatte die Hans-Böckler-Stiftung eine Studie aus den Daten des Mikrozensus 2014 vorgestellt, nach der in Bochum 25.000 Wohnungen fehlen, die für Geringverdiener, bezahlbar wären, ohne das 30 %-Limit zu übersteigen.

Zur Sache: Durschnittsmiete

Im Mikrozensus 2018 wird die Durchschnittsmiete in Bochum mit 5,74 €/qm angegeben. Das sind 0,61 € weniger, als wir in der letzten Ausgabe als Ergebnis der Mietspiegel-Datenerhebung angegeben haben.
Der Grund dafür liegt nicht nur darin, dass die Mietspiegel-Datenerhebung zwei Jahre später stattfand – nämlich 2020. Sondern auch darin, dass der Mikrozensus alle Mieten erfasst, während beim Mietspiegel nur diejenigen Mieten berücksichtigt werden dürfen, die sich in den letzten sechs Jahren verändert haben – meist nach oben.


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