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21. Juni 2022 (Sonstige Unternehmen)

Immobilienkarussell: Absturz des Adlers?

Ein neuer Wirecard Skandal auf dem Wohnungsmarkt? So lesen sich jedenfalls viele Berichte in landesweiten Medien zur Adler Group. Vorgeworfen wird dem Unternehmen unter anderem die Wohnungen zu hoch bewertet zu haben. Sollte die Blase am Wohnungsmarkt platzen, könnte Adler jedoch nur der Anfang sein.

Im Herbst 2021 warf der britische Investor Fraser Perring der Adler Gruppe vor, die Immobilien seien in der Bilanz systematisch zu hoch bewertet. Perring hatte freilich zuvor auf fallende Adler Kurse gewettet. Mit dieser Masche hatte er auch schon den Wirecard Skandal angestoßen und hiervon profitiert.

Nach erneuter Prüfung durch die Wirtschaftsprüfer KPMG sieht sich Adler zwar von Betrugsvorwürfen freigesprochen. Laut Presseberichten habe Adler aber nicht einmal die Hälfte der angefragten Dokumente vorgelegt. Viele Vorwürfe seien demnach nicht überprüfbar. Auch für den Jahresabschluss 2021 konnte KPMG nicht alle Zweifel ausräumen. In Folge der noch im Raum stehenden Vorwürfe, ist die Adler Gruppe laut Medienberichten inzwischen praktisch vom Finanzmarkt abgekoppelt. Damit wäre es fast unmöglich an frisches Geld zu kommen.

Die Adler Group versucht derweil durch den Verkauf großer Bestände einen „Neustart“ zu ermöglichen. Laut aktuellem Geschäftsbericht besitzt der Konzern nur noch knapp 27.000 Wohnungen.

In seiner heutigen Form ist die Adler Group noch sehr jung. Sie entstand 2020 in einer Fusion mehrerer Unternehmen. Sie hielt damals knapp 70.000 Wohnungen in ganz Deutschland. Zum Konzern gehört ebenfalls die Brack Capital Properties NV. Diese hält im Ruhrgebiet mehrere größere Bestände (Hausverwaltung RT Facility). Mehrere tausend Wohnungen verkaufte der Konzern an die LEG und an Velero. Die LEG sicherte sich zudem eine Option auf die Brack Capital.

Die Entwicklungen bei der Adler Gruppe könnten erste Anzeichen einer platzenden Blase auf dem Wohnungsmarkt sein. In den letzten Jahren stiegen die Preise für Immobilien immer weiter, auch begünstigt durch niedrige Zinsen. Die Preisschraube scheint sich allerdings auf einigen Märkten nicht mehr weiter zu drehen. Gleichzeitig deuten sich wieder steigende Zinsen an. Beides führt dazu, dass die Wohnungen an Wert verlieren und Bilanzen korrigiert werden müssen.

Dies hätte auch Auswirkungen auf andere Unternehmen. Die hohen Immobilienwerte dienen als Absicherung für neue Kredite. Bei Vonovia und LEG resultieren die immer höheren Bilanzgewinne und damit auch die höheren Dividenden zu einem großen Teil aus den immer besser bewerteten Immobilien.

Für Mieter:innen zeigt sich erneut, wie ihre Wohnungen zum Spielball auf dem Finanzmarkt geworden sind. Ihnen droht bei einem Ende der Party auf dem Wohnungsmarkt wieder eine Phase mit (noch) weniger Investitionen in die Bestände.

Erinnerungen werden wach an die Finanzkrise nach 2008, als viele Finanzinvestoren in Schieflage gerieten und die Bestände immer mehr vernachlässigten.


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