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20. September 2010 (Sonstige Unternehmen)

Mieten steigen - nur nicht hier

Wir schreiben das Jahr 2010. In ganz Deutschland werden die Ballungszentren von steigenden Mieten heimgesucht. In ganz Deutschland? Nein! Ein großes Dorf mitten in NRW trotzt dem Trend. Und das Leben ist gar nicht so schlecht für die Menschen in Kleinbochum, Essorum, Dortrium und Duisdanum.

Wer am 6. September seine Zeitung aufschlug, konnte seinen Augen kaum trauen. "Mieten in den Städten stark gestiegen" hieß es da, oder auch "Neubaumieten steigen deutlich". Dergleichen hat man hierzulande 15 Jahre nicht mehr gelesen. Und irgendwie mag man es auch kaum glauben, jedenfalls, wenn man im Ruhrgebiet wohnt.
Und das Gefühl trügt nicht. Denn das Ruhrgebiet ist die große Ausnahme vom Bundestrend. "Bei uns ist im April ein neuer Mietspiegel in Kraft getreten", sagt Aichard Hoffmann vom Mieterverein Bochum. "Bei der Datenerhebung, die ihm zu Grunde liegt, lagen die Mieten im statistischen Mittel nur fünf Cent über der Datenerhebung von 2008. Das ist eine Steigerung von nur 0,5 Prozent pro Jahr.

Ähnliches berichtet Karin Schnittker von der Mietergemeinschaft Essen. "Wir haben eine leichte Preissteigerung im oberen Segment und Stagnation oder sogar einen leichten Rückgang der Mieten im mittleren und unteren Segment." Für Dortmund bestätigt Rainer Stücker: "Steigende Mieten gibt es fast nur noch bei den guten Wohnungen - den wärmegedämmten."
Das Ruhrgebiet ist also meilenweit entfernt von den Horrorzahlen, die aus Düsseldorf, Berlin, München oder Stuttgart gemeldet werden. Hier hatte das Immobilien-Marktforschungs-Institut Empirica Mietsteigerungen von bis zu 14 Prozent bei Neuvermietungen ermittelt. Als Durchschnittswert für Städte wird 5 Prozent Steigerung angegeben.

Allerdings gibt es auch an der Ruhr große regionale Unterschiede - sogar innerhalb einer Stadt: "Die Mietpreise zwischen Karnap und Bredeney unterscheiden sich bei vergleichbaren Wohnungen um vier Euro und mehr", weiß Karin Schnittker. In Bochum wurden dagegen bei der letzten Mietspiegel-Untersuchung kaum noch Preisunterschiede gefunden, die sich aus der Wohnlage erklären. Lediglich die Nähe zur Innenstadt bringt noch einen kleinen Zuschlag.

Schrumpfung
Ursache für diesen Ausnahmezustand ist allerdings nicht, dass die Wohnungen nichts taugen oder es sich an Ruhr und Emscher nicht schön leben lasse. "Das liegt an der Arbeitsplatzsituation", erklärt Aichard Hoffmann der WDR-Lokalzeit, die dem Phänomen am 7. September nachgeht. "Weil es keine Arbeit gibt, ziehen die Menschen weg und es kommt zu Leerständen. Man sagt: Das Ruhrgebiet verliert jedes Jahr ein Bottrop. Und höhere Mieten lassen sich natürlich nicht durchsetzen, wenn Wohnungssuchende jede Menge Alternativen haben."

Die Leerstandssituation ist übrigens ebenfalls sehr unterschiedlich. In Bochum liegt sie - je nach Ortsteil - zwischen ein und vier Prozent. In Dortmund gibt es Gegenden mit bis zu 16 Prozent Leerstand, obwohl Dortmund den Bevölkerungsrückgang erfolgreich gestoppt und Essen in der Einwohnerzahl überholt hat.

Und so verursacht die Lage durchaus nicht nur Freude. Vermieterverbände klagen bereits über die katastrophale Investitionslage und beschwören zerfallende Ortsteile, weil das Geld für Instandhaltungen fehle. Und große Wohnungsunternehmen zahlen satte Prämien an neue Mieter: Beim Allbau in Essen gibt es ein Jahresticket der EVAG, Häusser-Bau schenkt neuen Mietern drei Monatsmieten und einen Laminat-Boden und die Deutsche Annington spendiert eine Kücheneinrichtung. Pleite gegangen ist aber noch keiner von ihnen.


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Arbeitsgemeinschaft der Mietervereine Bochum, Dortmund, Witten, Mietergemeinschaft Essen

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