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22. September 2011 (Vivawest)

Evonik will Anteile an Wohn-Tochter abgeben

Der Essener Chemie-Riese Evonik will sich von der Mehrheit seiner Anteile am Tochterunternehmen Evonik Wohnen trennen. Käufer sollen die RAG-Stiftung und eine Evonik-Pensionskasse sein. Ein WAZ-Bericht über einen entsprechenden Aufsichtsrat-Beschluss vom 12. August wurde inzwischen bestätigt.

Der Aufsichtsrat hat mit diesen Beschlüssen seine bisherigen Pläne zum Ausstieg aus der Wohnungssparte modifiziert. An der Fusion von THS und Evonik Wohnen wird festgehalten. Nach der neuen Beschlusslage würde es aber keinen Komplettverkauf Evonik-Anteile am Kapitalmarkt geben. Stattdessen ist es jetzt das Ziel, dass etwa ein Viertel der Anteile an dem fusionierten Wohnungsunternehmen von der RAG-Stiftung und rund ein weiteres Viertel von der Evonik-Pensions-Treuhand e.V. gehalten werden. Der nach diesem Plan zu erwartende Anteil der IG BCE, der jetzt 50 % der THS gehören, wird auf 20 bis 25 % geschätzt. Die verbleibenden Anteile könnten dann von der Evonik Industries AG direkt verwertet werden.

Weil diese restlichen Anteile aber keine Mehrheitsbeteiligung mehr wären, könnte Evonik als reines Chemie-Unternehmen an die Börse gehen – neben dem Schutz der Mieter vor rein renditeorientierten Investoren wohl der Hauptgrund für diese Entscheidung. Denn Börsianer mögen keine Mischkonzerne. Ob der Anteils-Verkauf tatsächlich vor dem Börsengang der Muttergesellschaft stattfindet oder lediglich vertraglich festgezurrt ist, spielt dabei keine Rolle.

Die Nachricht löste bei der Mieter-Interessen-Gemeinschaft Evonik/THS vorsichtige Zufriedenheit aus. "Damit kann man leben", kommentierte Klaus-Dieter Kleine-Horst aus Dortmund Kirchderne. Die MIG hatte sich vor Jahresfrist aus der Befürchtung heraus gegründet, Evonik/THS könnte an die "Heuschrecken" fallen. "Wir sehen uns in unserer Auffassung bestätigt, dass die RAG-Stiftung Anteile an einem Wohnungsunternehmen direkt halten darf, und dass das eine gute Anlage-Strategie für sie ist", meint Martin Krämer vom Mieterforum Ruhr. "Insofern ist das ein erster Schritt in die richtige Richtung. Weitere müssen aber folgen. Ich sehe nicht, warum der RAG-Anteil nicht auch noch höher sein kann. Öffentlicher Einfluss ist das Beste für ein Wohnungsunternehmen."

Die RAG-Stiftung besitzt derzeit 75 % der Anteile am Evonik-Mutterkonzern, will diese aber an die Börse bringen, um vom Erlös die Ewigkeitslasten des Bergbaus zu finanzieren. Vor allem die Gefahr, dass die Wohn-Tochter dabei automatisch mit an die Börse gegangen wäre, hatte beträchtliche Unruhe unter den Mietern ausgelöst. Der Aufsichtsrats-Beschluss stellt aber vorerst nicht mehr dar als eine Absichts-Erklärung – ebenso wie der Börsengang der Evonik-Mutter. Was tatsächlich wann genau passiert, ist offen.


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