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13. September 2012 (Aus den Städten, Sonstige Unternehmen)

Essen-Katernberg: Spekulation mit der Abrissbirne

Am 27. August zeigte der WDR Essen in seiner Sendung Lokalzeit ein Beispiel für verrottenden Wohnungsbestand in Essen-Katernberg. Die Sprecherin des Mieternetzwerks Essen-Nord, Petra Leonartz, berichtete auf der Katernberg Konferenz im Juni 2012 über verschiedenste heruntergekommene Immobilien großer Gesellschaften oder auch einzelner Eigentümer. Im zu Beginn genannten Fall handelt es sich um zwei leerstehende Mehrfamilienhäuserblocks aus den 60er Jahren, die in einem absolut desolaten Zustand vor sich hin gammeln.

Die Dachrinnen sind von Hagelschlag und Eis stark ausgefranst. Um die Häuser herum steht das Gras hoch fast bis zur Hüfte. Haustüren stehen offen, ein Hausflurboden ist geflutet von offenen und geschlossenen Briefen, Werbematerial und Zeitungen. Ein Brief datiert aus dem Jahr 2004. Offenbar ein erster Hinweis darauf, seit wann diese Häuser leer stehen. Aus der Nachbarschaft kann man dann erfahren, dass die Wohnungen im Verlauf der vergangenen Jahre leergezogen wurden, bis schließlich nur noch eine Person dort allein wohnte, die dann aber auch auszog. Beim Blick in verschiedene Räume der Häuser fällt auf: kniehoher Schimmelbefall, Möbel - zum Teil umgeworfen - Kleidung, Bücher, Zeitungsstapel, herausgerissene Rohrleitungen (Kupferdiebe waren da wohl schon am Werk). Vielfach ein Bild von Chaos und Zerstörung.

Anwohner aus benachbarten Häusern berichten, dass viele der Wohnungen so nass sind, dass im Winter Eiszapfen in den Wohnungen wachsen. Doch in einem Fenster hängt verblasst ein Angebot zum Kauf einer Wohnung, unter der dort angegebenen Telefonnummer ist niemand erreichbar.

Nach einer Internet-Recherche stellt sich heraus, dass eine Firma van der Horst aus Düsseldorf in der Königsallee die Eigentümerin ist. Ein Telefonanruf ergibt keine Information aber unfreundliche Worte. Auf der Homepage erfährt man: Firmenzweck ist der Ankauf und Weiterverkauf von Immobilien mit Wertsteigerungspotentialen. Auch wenn sich diese Firma auf ihrer Homepage ein glanzvolles Image gebastelt hat und sogar mit einer Stiftung angibt, mit der sie angeblich Menschen aus armen Ländern ein Dach über den Kopf finanzieren würde, scheint da auch eine Menge faul zu sein. Blogeinträge im Zusammenhang mit dieser Firma mit Hauptsitz in den Niederlanden unter dem Namen Pörs Holding, weisen auf dubiose und betrügerische Machenschaften hin, Einzelne klagen vor Gerichten. Rechtsanwälte empfehlen sich im Internet, geschädigte Kapitalanleger nach dem Kauf von Schrottimmobilien der Firma van der Horst anwaltlich zu vertreten.

Das Mieternetzwerk Essen-Nord bedauert, dass die Stadt Essen keine Handhabe hat, dieser Unternehmensgruppe auf den Pelz zu rücken und sie wegen Zweckentfremdung in Gestalt von Leerstand anzuzeigen und zu belangen. Das könnte erst eine dafür zu beschließende Verordnung in Gang setzen, die ein Handeln der Kommunen in NRW seit Februar dieses Jahres ermöglicht. Doch es gibt nicht nur diesen Fall von Spekulation mit Immobilien in Essen.

Mit aufmerksamen Augen lassen sich eine Reihe von Wohnimmobilien finden, die leer stehen. Sie sollten einmal aufgelistet werden, um sich als erstes ein umfassendes Bild für Essen zu machen, und im zweiten Schritt dieses anzuprangern mit dem Ziel, die Notwendigkeit einer Zweckentfremdungsverordnung zu verdeutlichen. Wir schlagen vor, solche Leerstände an die Mietergemeinschaft Essen zu melden und dort das weitere Verfahren zu diskutieren.


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