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25. Oktober 2012 (Land NRW, Sonstige Unternehmen)

Zinkhüttenplatz, Duisburg | Vermieter Immeo: Wenn Finanzinvestoren Städte regieren, werden Mieter vertrieben

Flugblatt für Mahnwache vor dem NRW-Landtag in Düsseldorf - 50 Jahre lang bildete die Sozialwohnungs-Siedlung "Zinkhüttenplatz" in Duisburg-Obermarxloh die Heimat für 396 Arbeiter-Familien. Geplant von dem berühmten Architekten Max Taut und verwaltet von dem Stahl-Konzern Thyssen, stellte die Siedlung gute und erschwingliche Wohnungen zur Verfügung. Mit viel Grün drum herum.

2005 verkaufte der ThyssenKrupp-Konzern seine 50.000 Wohnungen im Ruhrgebiet an Private Equity Fonds unter Kontrolle der Großbank MorganStanley und der Corpus-Gruppe (v.a. Sparkassen Düsseldorf und Köln). Sofort plünderten die neuen finanziellen Eigentümer das Kapital der Gesellschaft und verkauften die nun „Immeo“ genannte Wohnungsgesellschaft an die französische Immeobilien-Aktien-Gesellschaft (REIT) "Foncière Développement Logements". Dieser Vermieter ist heute vor allem daran interessiert, seinen großen Wohnungsbestand in Duisburg und Essen abzustoßen.

Im Oktober 2011 stimmten alle Fraktionen im Duisburger Stadtrat überraschend der Einleitung einer Planung für ein gigantisches "Factory Outlet Center" (FOC) auf dem Boden der Sozialsiedlung zu. Ein FOC ist ein riesiges Einkaufszentrum, in dem die Modeindustrie direkt veraltete Produkte zu niedrigeren Preisen verkauft.
Würde dieser Plan umgesetzt, müssten alle Häuser am Zinkhüttenplatz abgerissen werden. Der Vermieter Immeo stimmte der Umsiedlung aller Mieter bereits zu und richtete ein „Umzugsmanagement“ ein. Inzwischen hat ein großer Teil der alten Leute die Wohnungen verlassen weil sie den ständigen Druck nicht aushalten konnten. Dabei gibt es noch lange keine endgültige Entscheidung zum Bebauungsplan. Für den Druck auf die Mieter gibt es keine rechtliche Grundlage. Es sollen offensichtlich "vollendete Tatsachen" geschaffen werden.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Abrisspläne haben sich die betroffen Mieterinnen und Mieter selbst organisiert um Petitionen und Demonstrationen zu veranstalten. Sie wurden von Lokalpolitikern und Lokalmedien heftig diffamiert. Aber immerhin gehören neben anderen Bürger/innen auch berühmte Denkmalschützer und Mieterverbände zu ihren Unterstützern.

So lange die Politik mit Vermietungskonzernen und Bauinvestoren so intensiv zusammenarbeitet wie in Duisburg, haben die Finanzinvestoren leichtes Spiel. Zurück bleiben zerstörte Städte mit entrechteten BürgerInnen.

Wir klagen an: den früheren Stahlkonzern ThyssenKrupp, der alle seine Wohnungen ohne Absicherungen an Spekulanten verkauft hat; den jetzigen Eigentümer FdL/Immeo, der seine Wohnungen dem Abriss-Investor für das FOC verhökert und seine Mieter verdrängt; den transnationalen FOC-Investor “German Development Group”, dem egal ist, wie viele Menschen er vertreibt; alle Parteien im Duisburger Stadtrat, die den Investoren zu Diensten sind und über die Köpfe der Bewohner hinweg entscheiden; die deutsche Finanzpolitik, welche arme Städte veranlasst, mit Immobilienhaien Geschäfte zu machen; das deutsche Planungsrecht…


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