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15. September 2018 (Vonovia)

Dortmund: Mieterinitiativen - Nur mit uns!

Die Mieterhöhungspraxis der Vonovia ist hier im Mieterforum leider immer wieder Thema der Berichterstattung. Logisch, denn das börsennotierte Unternehmen ist zuerst seinen Aktionären verpflichtet, die eine gute Rendite sehen wollen. Doch gute Renditen auf dem Wohnungsmarkt gehen meist auf Kosten der Mieter. In Dortmund gehen sie gleich an mehreren Vonovia-Standorten auf die Barrikaden und zeigen deutlich: Nicht mit uns!

Am Rabensmorgen in Wambel

Der Vonovia-Bestand Am Rabensmorgen ist typisch für den Siedlungsbau des vergangenen Jahrhunderts: außerhalb der Innenstadt, Grünflächen zwischen den Häuserzeilen, viele Mieter wohnen hier seit Jahrzehnten. Doch jetzt gibt es – wieder einmal – Ärger. Vonovia möchte die zentrale Heizanlage, die die gesamte Siedlung mit über 250 Wohnungen mit Wärme versorgt, stilllegen und stattdessen fünf kleinere Heizanlagen mit jeweils einem Nahwärmenetz installieren. Dafür müssen sogar neue Gasleitungen in den Straßen verlegt werden, da bisher nur das Kraftwerk über einen Gasanschluss verfügte. Über 1 Millionen Euro hat Vonovia für die Gesamtmaßnahme veranschlagt. Leitungen und Heizkörper in den Wohnungen werden dabei nicht erneuert, wobei häufig noch alte Konvektoren-Heizkörper vorhanden sind Eine Energieeinsparberechnung wurde den Mietern nicht vorgelegt. Die Zweifel zur Energieersparnis sind daher groß, zudem die Heizkosten im Durchschnitt zu vergleichbaren Siedlungen ohnehin gering. Mieterinitiative und Mieterverein sehen daher die Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt. Zudem wird die Erneuerung eines über 50 Jahre alten Nahwärmenetzes in erster Linie als Instandhaltungsmaßnahme gesehen. Mieter vermuten, dass hinter der Stilllegung der bestehenden Heizanlage ein ganz anderer Grund steht. Der Abriss des Gebäudes würde Platz für den Neubau von Mietwohnungen schaffen. Vonovia habe hierzu keine konkreten Planungen, teilte das Unternehmen der Initiative mit.

Am Bahnhof Tierpark in Brünninghausen

In den Geschossbauten aus den frühen 1970er-Jahren sind rund 300 Mieterinnen und Mieter von den „Modernisierungsankündigungen“ der Vonovia betroffen. Am Bahnhof Tierpark 18 - 42 will das Bochumer Unternehmen rund 10 Millionen Euro investieren, unter anderem in neue Heizungen inkl. Rohrleitungen in den Häusern, eine Dach- und Keller dämmung sowie neue Fenster. Nicht zuletzt sollen Fassaden, Hauseingänge und das Wohnumfeld nach den Arbeiten ein optischen Highlight werden, wie es von Unternehmensseite heißt. Doch das geplante Highlight hat seinen Preis in Form von deutlichen Mieterhöhungen.

Mieterhöhungen, die viele der älteren Mieterinnen und Mieter hier nicht so einfach tragen können. Darüber hinaus bezweifeln sie, dass die geplanten Maßnahmen die vorhandenen Probleme lösen werden. Nicht wenige Bewohner kämpfen mit feuchten Wänden und Schimmelbefall. Die neu gegründete, sehr aktive Mieterinitiative wirft der Vonovia vor, intransparent zu agieren, mit theoretischen Einsparungen zu rechnen, die in der Praxis vermutlich nicht erreicht werden, kein klares Gesamtkonzept vorzuweisen und nicht zwischen Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen zu unterscheiden. Aus welchen Positionen sich die geplante Mieterhöhung genau zusammensetzt, wissen die Mieter noch nicht. Eine detaillierte Aufstellung, welche Kosten umgelegt werden, sei aus buchhalterischen Gründen erst nach Fertigstellung und Abrechnung der Arbeiten möglich, lautet die Argumentation seitens Vonovia.

Die Mieterinitiative hat nun ihrerseits einen Gutachter engagiert, der die Gebäude und die geplanten Arbeiten unter die Lupe nimmt.

Der Spenhofweg in Eving

In Eving hingegen sind einige Mieter bereits weiter und können sich freuen. Im Spenhofweg wollte Vonovia an den Gebäuden aus den 1970er-Jahren unter anderem die erst 14 Jahre alten doppelverglasten Fenster gegen modernere dreifachverglaste austauschen und die vorhandenen Balkone vergrößern – auch dies natürlich wieder verbunden mit entsprechenden Mieterhöhungen

Heinz-Jürgen Grobelny, der sich seit Jahrzehnten um die Mieterrechte in der Siedlung kümmert, sammelte Unterschriften und trug bei einem Gesprächstermin mit Unterstützung des Mietervereins seine Argumente der Vonovia vor. Anscheinend überzeugend, denn Vonovia teilte Ende August mit, den Fensteraustausch und die Balkonvergrößerung unabhängig von anderen Maßnahmen wie der Dachgeschossdämmung, fallenzulassen.

„Die Beispiele zeigen, dass es immer Sinn macht, sich neben der Einzelberatung und -vertretung durch den Mieterverein als Mieterinitiative zusammenzuschließen, geplante Maßnahmen zu hinterfragen und Druck zu machen“, sagt auch Tobias Scholz vom Mieterverein Dortmund. „Mieter sind bei solchen Modernisierungsankündigungen weder recht- noch hilflos. Und je größer und breiter die Gegenwehr der Mieter ist, desto höher sind die Chancen Erfolge gegenüber großen Wohnungsunternehmen durchzusetzen.“


>>> Rechtsberatung für Mieterinnen und Mieter
 

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