Als im Sommer 2018 die Sanierungspläne für den ein Jahr zuvor geräumten Hannibal 2 vorgestellt wurden, keimte bei Stadtverwaltung und ehemaligen Mietern kurz ein Fünkchen Hoffnung auf. Das Konzept wagte den großen Wurf und sah Veränderungen vor, die die Immobilie deutlich attraktiver gestaltet hätten. Jetzt steht fest: Die Pläne waren nichts als heiße Luft. Ein eingereichter Bauantrag sieht nur ein Minimalkonzept vor.
Ein Erdgeschoss mit Ladenzeile, Gastronomie und Dienstleistern, veränderte, moderne Wohnungsgrundrisse und ein komplett neuer Eingangsbereich sahen die dem Planungsdezernenten Ludger Wilde vorgestellten Pläne vor. Sobald der Bauantrag genehmigt sei, würde die Eigentümerin Lütticher 49 Properties loslegen, hieß es aus Unternehmenskreisen. Doch der lag auch Ende 2018 noch nicht vor. Mietervereinssprecher Tobias Scholz war bereits damals skeptisch: „Ohne Kenntnis der Pläne können wir nichts dazu sagen. Entscheidend wird sein, was letztendlich umgesetzt wird.“ Mitte April 2019 ging schließlich ein – formell unzureichender – Bauantrag bei der Stadt ein und wurde ob der Mängel zurückgewiesen.
Klar ist allerdings: Von den hochtrabenden Plänen ist nichts mehr vorhanden. „Die Gewährleistung des Brandschutzes steht im Mittelpunkt der geplanten Baumaßnahmen. Dies hat für uns oberste Priorität. Daneben planen wir weitere Maßnahmen zur Steigerung des Umfeldes und Renovierung und Sanierung der ein-
zelnen Wohnungen und der Allgemeinbereiche“, erläuterte INTOWN-Sprecher Robert Döring auf Nachfrage des Mietervereins. Und weiter: „Im Interesse einer für die Mieterschaft tragbaren Miete, sind die ursprünglichen Planungen und Konzeptideen weiter detailliert worden.“ PR-Sprache, die bedeutet: „Wir machen nur das Nötigste.“
Ein weiterer Punkt verstärkt das Gefühl, dass das Gebäude lediglich für den Ver-
kauf ein wenig aufgehübscht werden soll – auch wenn INTWON stets betonte, den Hannibal 2 halten zu wollen: Im Mai 2018 wurde eine millionenschwere Grundschuld getilgt, die den Hannibal 2 mit drei weiteren Immobilien verbunden hat. Zwar weißt der Gebäudekomplex immer noch einen teuren Sanierungsstau auf, aber ohne Grundschuld ließe sich der Hannibal 2 einzeln veräußern.
Auch ein genehmigter Bauantrag zur Klärung der Brandschutzproblematik würde dieses Szenario attraktiver machen. Für den Mieterverein ist damit die Zukunft des Hochhauses mit 412 Wohnungen weiter offen, auch wenn die Eigentümer mittlerweile bestätigt haben, dass die alten Mieterverträge weiterhin fortbestehen und Mieter nach einer Renovierung wieder zurückziehen können.
Noch in diesem Jahr soll das „Horrorhaus“ an der Kielstraße nach 17 Jahren Leerstand abgerissen werden. Es bleibt zu hoffen, dass der Hannibal 2 in Dorstfeld nicht das neue Horrorhaus von Dortmund wird.
Kontakt | Sitemap | Datenschutz | Impressum