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2. März 2020 (Aus den Städten)

Wohnungsbaugesellschaft Lanstrop: Zwei Siedlungen – gleiche Probleme

„Dortmunds Zukunft liegt in seinen Vororten“ hieß es Anfang der 1960er Jahre, als der Siedlungsbau vor den Toren der Stadt seine Hochkonjunktur erlebte. Günstiger Wohnraum, viel Grün zwischen den Gebäuden und trotzdem nur ein paar Kilometer von der Dortmunder Innenstadt entfernt – das war seinerzeit begehrter Wohnraum und ist heute ein begehrtes Anlageobjekt für Finanzinvestoren - mit negativen Folgen für die Mieter.

„Manchmal habe ich das Gefühl, in einem gallischen Dorf zu wohnen“, sagt Christian Clobes vom Mieterbeirat in der Großsiedlung Lanstrop. „Wir kämpfen hier, aber sind so weit weg, dass wir kaum wahrgenommen werden. Wir liegen ja näher an Lünen als an Dortmund.“ Christian Clobes wohnt in einer der mehr als 1.100 Wohnungen der Großsiedlung Lanstrop, die in den frühen 1960er Jahren von der Neuen Heimat hochgezogen wurde. Nach dem Ende des Immobilienriesen war die LEG Eigentümerin. 2005 verkaufte die LEG die Siedlung in Lanstrop und knapp 250 Wohnungen an der Droote in Scharnhorst an Finanzinvestoren. Diese gründeten die Wohnungsbaugesellschaft (WBG) Lanstrop als Eigentümerin auf dem Papier, die in den Folgejahren mehrfach verkauft wurde. 2018 stiegen die Fondgesellschaften Proprium Capital Partners und Forte Capital Partner ein. Die Probleme, mit denen sich der Mieterbeirat befassen muss, reichen von der schlechten Erreichbarkeit des Servicebüros über unklare Posten bei der Betriebskostenabrechnung bis hin zum Allgemeinzustand der Anlagen und Gebäude.

Spielflächen fehlen

Neben diesen Problemen beschäftigte sich der Mieterverein im vergangenen Sommer mit dem Zustand und der Anzahl der in den Lageplänen ausgewiesenen Spielflächen in Lanstrop. Von den ursprünglichen 26 Spielflächen in der Siedlung rund um die Büttnerstraße, waren 15 de facto nicht mehr vorhanden. Kein Spielgerät, kein Sandkasten, nichts. Viele der restlichen elf Spielplätze waren in einem schlechten Zustand, lediglich an vier Plätzen gab es verschiedene Spielgeräte in einem guten Zustand. Diese Erhebung reichte der Verein auch an die Stadtverwaltung weiter und bat um Prüfung, ob die Vorgaben der Spielplatzsatzung der Stadt Dortmund bzw. die Verpflichtungen aus der seinerzeit erteilten Baugenehmigung noch erfüllt würden.

Spielflächen ungepflegt

Ein paar Kilometer weiter Richtung City, am nördlichen Rand von Neu-Scharnhorst an der Droote und der Kautskystraße liegen die weiteren Wohnungen der WBG Lanstrop; auch von Paul Immobilien verwaltet, und auch mit Problemen. Hier hat sich im vergangenen Herbst ebenfalls ein Mieterbeirat gegründet. Hannelore Jacoby, Frank Keil und drei weitere Mitstreiter kümmern sich, wenn es bei den Mietern der knapp 250 Wohnungen in der Siedlung zu Problemen kommt. „Es gibt Schimmelbefall in einigen Wohnungen, die Mülltonnen sind ständig überfüllt und Spielflächen für die Kinder wirken ungepflegt und verwahrlost“, beschreibt Hannelore Jacoby die aktuelle Situation. Darüber hinaus: Rattenbefall und jede Menge nistender Tauben auf den Balkonen. Beim Gang durch die Siedlung zeigt Frank Keil weitere – eindrucksvolle – Mängel. Die vertikale Abdeckung zwischen zwei Gebäudeteilen hat sich gelöst. Die unverputzten Wände in der Fuge sind Witterungseinflüssen wie Wind und Regen ausgesetzt. Mieter befürchten Schäden in den angrenzenden Wohnungen.

Spielflächen überprüft

Im Fall der Lanstroper Großsiedlung nahm die Stadtverwaltung nach dem Hinweis des Mietervereins Kontakt zur WBG auf. „Der Eigentümer hat sich daraufhin gemeldet und Mitte Oktober mitgeteilt, dass die Instandsetzung der Spielplätze beauftragt sei und kurzfristig umgesetzt würde“, heißt es seitens der Stadtverwaltung. Und weiter: „Ob und wie die angekündigten Instandsetzungsarbeiten durchgeführt worden sind, wird das Bauordnungsamt noch im Februar überprüfen. Das Ergebnis soll dem Mieterverein als Hinweisgeber auch im Anschluss mitgeteilt werden.“

Auch die Immobilienverwaltung Paul äußerte sich auf Anfrage des Mieterforums und betonte, dass bereits im vergangenen Jahr an allen Spielstätten „Instandsetzungsmaßnahmen“ vorgenommen worden sind, die in diesem Jahr fortgeführt würden. Dabei handele es sich unter anderem um die Reinigung der Wege zu den Spielplätzen, den Rückschnitt von Sträuchern, die Entfernung von Unkraut oder etwa das Streichen und Lackieren der Holzeinfassungen. Arbeiten, die witterungsbedingt im vergangenen Jahr nicht mehr ausgeführt werden konnten, sollen dieses Jahr fortgesetzt und beendet werden. Darüber hinaus betonte die Verwaltung, dass sich in den vergangenen zwei Jahren viel in der Siedlung zum Positiven verändert habe. Leerstand sei reduziert und diverse Zeilen fassaden- und dachtechnisch erneuert worden.

Spielflächen als Unfallgefahr

An der Droote bereitet der Mieterbeirat mit dem Mieterverein aktuell eine Eingabe an das Bauordnungsamt vor. „Das Spiel- und Klettergerüst ist eine Unfallgefahr“, sagt Frank Keil. „Das Netz am Gerüst ist locker, Schrauben kann man mit der Hand rausdrehen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der tragende Pfosten bricht.“ Wenn man beim Vermieter nicht weiterkommt, muss man eben andere Wege gehen. „Den Mieterbeirat haben wir gegründet, weil wir etwas bewegen wollen – schon allein für die Sicherheit der Kinder“, ergänzt Hannelore Jacoby. Und kinderreiche Familien gibt es in der Siedlung laut dem Beirat überdurchschnittlich viele.

In der Großsiedlung Lanstrop gibt sich Beiratsmitglied Christian Clobes weiterhin kämpferisch. Den erneuerten Anstrich bestätigt er, auch den zurückgegangenen Leerstand. Die Arbeiten an den Spielplätzen will er genau verfolgen. Doch die Mängelliste in Neu-Lanstrop ist lang: „Die Wege zwischen den Gebäuden sind verdreckt, manche stehen bei Regen unter Wasser, überall gibt es Stolperfallen.“ Er spricht auch von unzuverlässigen Handwerksfirmen und verpfuschten Reparaturen.

An der Droote gilt es für Hannelore Jacoby und ihre Mitstreiter erst einmal, als Helfer und Unterstützer bei den Mietern wahrgenommen zu werden. Nicht einfach, wenn Informationszettel in den Hausfluren immer wieder auf unerklärliche Art und Weise verschwinden. Aber es gibt auch Fortschritte: Beim Gang durch die Siedlung kommt eine Seniorin auf die beiden Mieterbeiräte zu und beklagt ihren von Kinderwagen versperrten Briefkasten. Ein vergleichsweise kleines Problem für die beiden, aber es zeigt, dass ihre Arbeit Früchte trägt.


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