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2. März 2021 (Aus den Städten)

Februar-Wintereinbruch gefährdet Obdachlose: „bodo“ kritisiert Kältekonzept

„Wir sind in Bochum auf erschreckende Zustände gestoßen.“ So lautete der letzte Satz in der Anmoderation von Lars Tottmann, Moderator bei der WDR-Lokalzeit-Ruhr, zu einem zweieinhalb-minütigen Filmbericht am 8. Februar über die Situation von Obdachlosen nach dem plötzlichen Kälteeinbruch. Anlass war, dass die Obdachlosenzeitschrift „bodo“ in einer Pressemitteilung Alarm geschlagen hatte: Das Kältekonzept der Stadt Bochum, das „bodo“ schon im Dezvember heftig kritisiert hatte, funktioniere nicht. Obdachlose stünden bei Minusgraden ohne einen warmen Aufenthaltsort da.

Der Filmbericht des WDR begleitet zwei obdachlose Menschen durch den eiskalten Tag. Der eine steht ergebnislos vor dem Tagesaufenthalt an der Henriettenstraße, der Platz für 10 Personen bietet und schon voll ist. Wärme holt er sich schließlich an den Transformatoren der Jahrhunderthalle. Der andere, ein Gehbehinderter an Krücken, wartet stundenlang vor dem Fliednerhaus in der Nähe des Ruhrstadions, wo es Notschlafplätze gibt, aber keinen Tagesaufenthalt.

Tatsächlich ist es so, dass Übernachtungsgelegenheiten für Obdachlose und warme Stuben, wo man sich an kalten Tagen aufwärmen kann, häufig räumlich getrennt sind. Welchen Sinn das macht, ist nicht ersichtlich. Für den Transport von Schlafstelle zu Tagesaufenthalt soll die BoGeStra sorgen. Doch die stellte den Betrieb ein, als die Kälte kam.

Der bodo-Alarm, vielleicht aber noch mehr der dadurch initiierte WDR-Film, der selbst von extrem Wohlmeinenden kaum als Werbung für die Stadt verstanden werden kann, sorgten schließlich dafür, dass das offizielle Bochum aufwachte. OB Eiskirch persönlich soll interveniert und dafür gesorgt haben, dass die Notschlafstellen während der Kälteperiode tagsüber geöffnet bleiben. Akute Gefahr abgewendet, aber wie ist die Perspektive?

Hotels öffnen!

Das Netzwerk „Stadt für Alle“ hat einen offenen Brief an Oberbürgermeister Thomas Eiskirch und Sozialdezernentin Britta Anger geschrieben mit der Forderung, die wegen Corona geschlossenen und daher leeren Hotels sowie die ebenfalls geschlossenen öffentlichen Einrichtungen wie VHS und Büchereien für Obdachlose zu öffnen.

Die Reaktion kam schnell. Britta Anger reagierte mit einem Antwortschreiben am gleichen Tag. Tenor: Die Obdachlosen in Bochum seien gut versorgt, das Angebot gehe über die Nachfrage hinaus, weitere Maßnahmen seien nicht nötig.

Das sieht „bodo“ ganz anders. Schon im Dezember letzten Jahres hatte das Obdachlosenprojekt das Kältekonzept der Stadt Bochum scharf kritisiert. „Seit Monaten mahnen wir, dass der Corona-Winter für Wohnungslose gefährlicher werden könnte als ohnehin. Und seit Monaten haben wir auf ein städtisches Konzept gewartet, das der durch die Pandemie zugespitzten Lage Betroffener gerecht wird“, sagt „bodo“-Redaktionsleiter Bastian Pütter am 11. Dezember. „Das, was jetzt vorliegt, geht über kommunale Pflichtaufgaben jedoch kaum hinaus.“

Bei den Tagesaufenthalten, so „bodo“, tue sich de facto nichts: Die Öffnungszeiten des Tagesaufenthalts in der Henriettenstraße seien weiter eingeschränkt. Betroffene dürften sich jetzt zwar 45 Minuten dort aufhalten, aber „Im Winter reicht eine so kurze Zeit nicht aus, um sich richtig aufzuwärmen“, so Pütter.


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