Vermieter
21. April 2005 (Vermieter)

„Haben Sie uns vergessen?“

E.on lässt protestierende Mieter eiskalt abblitzen - Sie kamen aus Dortmund, Gelsenkirchen, Herne, Essen... Sie brachten die Sorge um die Zukunft ihrer Wohnungen und Siedlungen mit. Und Zorn auf eine Wohnungswirtschaft, der soziale Verpflichtungen und regionale Traditionen nichts, Privatisierungs-Profite alles sind.

Am 24. November demonstrierten etwa 150 VertreterInnen der Viterra-Mieter aus dem Ruhrgebiet vor dem Landtag. Nicht viel. Aber: die Spitze eines Eisberges und Ausdruck einer Bedrohung, die nicht nur die gerade betroffenen Viterra-Mieter, sondern das ganze Land betrifft. Denn längst ist aus den Privatisierungs-Strategien der Viterra eine gewaltige Welle geworden. Über 150.000 Werkswohnungen wechselten im vergangenen Jahr den Besitzer. Alle sind sie nun Handelsmasse im internationalen Spekulationsgeschäft. Ein Ende ist nicht abzusehen.
Die protestierenden Mieter berichteten über Druck und Mietermobbing in ihren Siedlungen. Über Verkaufsagenten, die alte Nachbarn mit Falschaussagen über ihre Rechte zum Kauf treiben. Oder über einst gute Nachbarn und Kollegen, die sich nach dem Kauf eines Hauses plötzlich als Grundherren aufspielten. Sie berichteten aber auch über den hartnäckigen Kampf für genossenschaftliche Lösungen in Gelsenkirchen und Oberhausen, über Teilerfolge bei der Sicherung von Belegungsrechten. Und sie forderten politische Konsequenzen. Die Einführung einer Kündigungssperrfrist auch bei Hausverkäufen gehört dazu. Und die Einstellung der Privatisierungssubventionen durch die Eigenheimzulage.
Die Sprecher der Landstagsfraktionen und Wohnungsbauminister Vesper diskutierten vor dem Landtag mit den Mietern. Erneut verwiesen sie auf die Landstagsentschließung zur sozialverträglichen Privatisierung. Vesper versprach, kritische Berichte über die Umsetzung der Selbstverpflichtung der Viterra zu prüfen und die Belegrechte der Kohle zu klären. Aber konkrete Vorschläge darüber hinaus hatten die Politiker kaum. Die Landesregierung hat eine Broschüre mit Infos zur Mieterrechten herausgebracht. Außerdem wird gemeinsam mit den Mietern eine Tagung geplant.
Später, etwas weiter unten am Rhein, vor der E.on-Hauptverwaltung - der Konzern-Mutter der Viterra - war von Dialogbereitschaft nichts zu spüren. „Haben Sie uns vergessen? Hier sind Ihre Mieter. Sie sind verantwortlich für das, was mit uns geschieht. Kommen Sie raus, wenn Ihnen Ihre Mieter noch etwas bedeuten“, forderte Helmut Lierhaus vom Mieterverein Dortmund über Megaphon. Und die Mieter unterstützten ihn lautstark.
Aber mehr als eine Unterredung mit einem Viterra-Vertreter im Foyer der Verwaltung war nicht zu bekommen. Eiskalt zeigte E.on, dass Mieter im Handelshaus keine bevorzugten Kunden sind.


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