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27. April 2007 (Ohne Kategorie)

Sozialsiedlungen als Erdölfelder? - Personalkarussell bei Annington dreht weiter

Das größte deutschen Wohnungsunternehmen, die Deutsche Annington (DAIG, Sitz Bochum; Tochter des Private Equity Fonds Terra Firma, Sitz: London), hat schon wieder einen neuen Chef.

Nicht einmal fünf Monate nach dem Austausch des DAIG-Ziehvaters Volker Riebel durch den neuen DAIG Chef Georg Kulenkampff hat die TerraFirma-Chef Guy Hands einen erneuten Personalwechsel vorgenommen: Georg Kulenkampff geht. Stattdessen soll nun der Holländer Wijnand Donkers, der zuvor bei BP tätig war, den Wohnungsriesen führen. Donkers soll, nach den Worten von Guy Hands, seine Kompetenz bei der Führung von "Multi-Milliarden-Geschäften" und beim Aufbau "ergebnisorientierter Managementteams" dafür einsetzen, dass die DAIG "in die nächste Phase ihrer Entwicklung als führendes deutsches Wohnimmobilienunternehmen steuern wird".

Die Personalentscheidung erfolgte nur kurz nach der Veröffentlichung vorläufiger Kennzahlen für das Geschäftsjahr 2006. Demnach war die DAIG u.a. aufgrund "über Plan" liegender Einsparungen bei der Integration der Viterra (u.a. wurde massiv Personal abgebaut) , bei der Verringerung der Leerstandsquote und der Steigerung der Mieteinnahmen (Mieterhöhungen, u.a. nach Auslaufen von Sozialbindungen) und Umfinanzierungen ("die bislang größte Verbriefung von Wohnimmobilien in Europa") und Umstellungen in der Bilanzierung erfolgreich. Die Mieterprivatisierung musste dagegen herunter gefahren werden. Ob das Ergebnis den Anlagern reichte, steht auf einem anderen Blatt. Jedenfalls betonte Annington, dass das Unternehmen an der Strategie interner Rationalisierungen und Optimierungen sowie einer Verstärkung der Kundenorientierung festhalten will. Das sind die Rahmenbedingungen für Wachstumsorientierung, die gemäß Presseberichten im Winter 2007 in einen Börsengang münden soll. Wenn nicht vorher an einen Konkurrenten verkauft wird. Nach einem Bericht der Financial Times sind die Börsenpläne vom Tisch, auch die Ideen zu einem Verkauf an Fortress/Gagfah.

Gemäß Donkers werden die Gesellschafter "mehr als EUR 1,5 Mrd. pro Jahr in Akquisitionen neuer Wohnungsportfolien investieren." Zugleich soll die "Steigerung der Produktivität und Effizienz im Wohnungsbestand" erhöht werden. Mit dem Führungswechsel sei kein Strategiewechsel verbunden, betont Annington. Donkers: "Unter meiner Führung wird die Deutsche Annington ein zuverlässiger Partner unserer Mieter, der Mieterverbände und der Kommunen, in denen wir tätig sind, bleiben.“

"Ständige Führungswechsel sind nicht gerade ein Beitrag zur Vertrauensbildung", sagte dazu Rainer Stücker vom Mieterforum Ruhr. "Ob die DAIG zu einem dauerhaft zuverlässigen Partner wird, ist noch lange nicht klar."

Knut Unger vom Mieterforum Ruhr stellt fest, dass der neue Chef – im Unterschied zu z.B. Riebel - über keine Erfahrungen in der Wohnungswirtschaft verfügt. "Inzwischen scheint egal zu sein, ob Manager mit Wohnungen oder Öl und Gas handeln. Im Moment scheint es aufgrund der Rahmenbedingungen wirtschaftlich attraktiver, immer mehr Wohnungen in die Fondsstrategie einzubeziehen als Wohnungen einzeln zu verkaufen. Dass das so bleibt, darauf kann man sich ebenso wenig verlassen wie darauf, dass die Annington in sechs Monaten noch Annington heißt. Sozialwohnungen und Stadtteile werden heute behandelt wie Erdölfelder. Die Mieter aber werden behandelt wie Kunden an der Tankstelle. Nur wenn es genügend Konkurrenz gibt, können die Folgen bewältigt werden. Auch deshalb muss der noch verbliebene Bestand an öffentlichen Wohnungen – z.B. die LEG und viele kommunale Unternehmen – unbedingt in öffentlicher Hand bleiben und dürfen nicht an die Fonds ausgeliefert werden."


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