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15. Oktober 2007 (Ohne Kategorie)

Das Wasser abgegraben

-Kommentar- - Das war ein richtiger Paukenschlag, der unmittelbar vor den Sommerferien aus Hattingen durch den sonst eher beschaulichen Ennepe-Ruhr-Kreis hallte. Noch nie in der Geschichte Nordrhein-Westfahlens hat eine Genossenschaft derart viele Wohnungen auf einen Schlag verkauft wie jetzt die HWG.

Aus Sicht des Vorstands soll das wohl eine Art Befreiungsschlag werden. Die HWG braucht Geld, und das dringend. Die 50 Millionen für die Modernisierung des Rauendahls waren, angesichts der jüngsten Vermietungserfolge dort, wahrscheinlich gut angelegt. Aber anderswo wurden in der Ära Sibbe riesige Summen in den Sand gesetzt. Jetzt fehlt das Geld für die dringende Sanierung des Kernbestands. Vor allem in der Südstadt werden in den kommenden Jahren hoch-zweistellige Millionen-Beträge gebraucht. Und die Modernisierung der Südstadt scheint für die HWG eine Überlebensfrage zu sein.

Natürlich nimmt man für solche Maßnahmen Kredite auf. Aber die Konditionen, die man dabei von den Banken bekommt, hängen nicht unerheblich von der Eigenkapital-Decke ab. Und wer kein Eigenkapital hat, muss es eben beschaffen - zur Not durch Verkäufe.
Dass die neue HWG-Führung, die angetreten ist, das Unternehmen wieder auf die Kernaufgaben zu konzentrieren, sich dabei auch auf den Kernbestand besinnt, erscheint logisch. Streubesitz erzeugt Aufwand. Und der Kernbestand steht auf Hattinger Stadtgebiet.

Für die Mieter außerhalb Hattingens ist das Ganze dennoch ein Hammer. 2.600 Euro Einlage haben sie gezahlt, um Mitglied bei der HWG sein und eine ihrer Wohnungen bewohnen zu dürfen. Damit ist die HWG eine der teuersten Genossenschaften überhaupt. Im Gegenzug gibt es nicht einmal Preisvorteile: Die Miete wird nach Mietspiegel gebildet, die Nebenkosten sind überdurchschnittlich hoch.

Dafür sollte sich ein Genossenschafts-Mitglied wenigstens sicher fühlen dürfen, und mit dem Schlagwort "Sicherheit" wirbt denn auch der Dachverband der ehemals gemeinnützigen Wohnungsunternehmen, dem auch die HWG angehört. Doch wo bleibt diese Sicherheit, wenn man als Genossenschafts-Mieter genauso verkauft wird wie bei jeder Heuschrecke?

Die HWG steht in der Pflicht, diesen Eindruck zu vermeiden. Sie steht in der Pflicht, die Wohnungen nur an ein - oder mehrere - Unternehmen zu verkaufen, die den Mietern vergleichbare Sicherheiten bieten. Und sie steht in der Pflicht, dies auch zu garantieren - durch entsprechende Zusätze zu den Mietverträgen.

Was es bisher an Zusagen aus dem Hause HWG gegeben hat, ist völlig unkonkret und mehr als dürftig. Da hat sogar die rein marktwirtschaftliche orientierte "Viterra" schon vor Jahren mehr geboten mit ihrer "Sozialcharta". Wenn hier nicht nachgelegt wird, gräbt sich die HWG selbst das Wasser ab. Denn wer zahlt schon solche Genossenschaftseinlagen, wenn er dafür auch nicht mehr bekommt, als anderswo für schlappe zwei Monatsmieten Kaution?


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