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20. September 2010 (Vonovia)

Deutsche Annington modernisiert

Modernisierung um jeden Preis? - Neue große Balkone, Wärmedämmung zur Energieeinsparung, neue Türen mit Gegensprechanlagen und ein frischer, farbenfroher Anstrich. Klingt gut, was die Deutsche Annington auf der Volmarsteiner Straße in der südlichen Dortmunder Innenstadt vor hat. Eigentlich.

Doch die notwendigen Baumaßnahmen haben eine Schattenseite. "Eine Mieterhöhung um einen auf rund 6,00 € pro m² ist schlichtweg zu viel!" Peter Gehrmann ist sauer. Er sowie viele andere der rund 70 Mietparteien auf der Volmarsteiner Straße haben eine Mieterinitiative gegründet. "Wir werden uns diese drastische Mieterhöhung nicht gefallen lassen." Vor allem nicht bei Wohnungen, die in den meisten Fällen noch 58 Jahre alte Bäder und teilweise zweiflügelige Doppelglasfenster haben. "Die Deutsche Annignton nutzt die Nähe zum Kreuzviertel, um ein höheres Mietniveau zu etablieren", so Tobias Scholz, wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund.

Freud und Leid
Als die Deutsche Annington Modernisierungsmaßnahmen an den Häusern der Volmarsteiner Straße ankündigte, war die Freude bei den Bewohnern groß. Seit Bau der Gebäude in den frühen 50er Jahren wurden kaum Instandhaltungsarbeiten vorgenommen. Nicht einmal einen frischen Anstrich bekamen sie. Der soll nun kommen. Zu Wärmedämmung und neuen Balkonen wollte ebenfalls keiner "Nein" sagen. Und neue Haustüren sind auch eine schöne Sache. Initiativen-Sprecher Gehrmann befürchtet jedoch, dass auch die Sanierungskosten in die Mieterhöhung eingehen. Obwohl vom Vermieter nur die reinen Modernisierungskosten als Mieterhöhung geltend gemacht werden dürfen.

"Die Baumaßnahmen sollten im Juli beendet sein", berichtet Hubert Hus. Der 71-Jährige wohnt seit 17 Jahren in der Volmarsteiner Straße. "Auf der anderen Straßenseite haben sie im Juli erst angefangen." Die Belästigung durch Lärm und Schmutz dauert somit an. Eine Mietminderung für die Zeit der Bauarbeiten soll es nicht geben. "Die Annington will sich mit den Mietern gütlich einigen", sagt Gehrmann. "Dass das erst nach Abschluss der Maßnahmen passieren soll, sehen wir nicht ein." Die Bewohner haben nun selber den Mietzins um 15 Prozent gekürzt. Eine Reaktion von der Vermieterin gab es bislang nicht. Ebenso wenig wie auf die Schreiben der Mieterinitiative, die an die Wohnungsgesellschaft gingen. "Es scheint niemanden dort zu interessieren, was wir denken!" Annington-Pressesprecherin Katja Weisker bedauert dies und verweist auf die Klärung von Fragen mit dem Bauleiter vor Ort und die Mitteilung der telefonischen Direktdurchwahl. "Dieses ist und bleibt unbefriedigend, da der Bauleiter für Mieterhöhungen nicht zuständig ist", erklärt Rechtsanwalt Holger Gautzsch vom Mieterverein. "Diese Kontaktmöglichkeiten sollten außerdem für eine Wohnungsgesellschaft eine Selbstverständlichkeit sein."

Wegzug in Folge von Mieterhöhungen
Einige alteingesessene Mieter sind bereits ausgezogen, da sie sich die Mieterhöhung nicht leisten können. "Es kann nicht sein, dass Mieter vertrieben werden. So eine Sanierung muss doch sozialverträglich vonstatten gehen können", sagt Hus ärgerlich. "Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt", erzählt Emmi Döring, die seit 1952 in der Volmarsteiner Straße wohnt. "Nun überlege ich, noch einmal umzuziehen." Denn die Mieterhöhung hält die 88-Jährige für zu hoch für ihre kleine Wohnung mit einem Bad und der Elektrik, die knapp 60 Jahre alt sind. "Wir haben großes Interesse daran, dass unsere Mieter auch nach einer Modernisierung in den Wohnungen bleiben können. Bei Bedarf bieten wir ihnen gerne preiswerteren Wohn­raum in anderen Stadtteilen an", erklärt Katja Weisker. Tobias Scholz äußert Bedenken: "Älteren Mieterinnen und Mietern hilft dieses Angebot nicht, da bei einem Umzug in einen anderen Stadtteil soziale Kontakte verloren gehen. Die Befürchtung, dass Mieter verdrängt werden, wird dadurch eher bestärkt. Ältere Menschen sind daher von den Mieterhöhungen in besonderem Maße betroffen."

Anders handhabt die THS in Dortmund die Modernisierungssituation in der südlichen Innenstadt. Für 2010/11 hat die Gesellschaft eine Modernisierung der Häuser auf der Möllerstraße und der Detmarstraße angekündigt. Auch dort soll es Vollwärmeschutz, Sanierung des Hausflures und neue Haustüren geben. Die Miete wird auf 5,00 € pro m² erhöht. "Wir sind bewusst unter 6,00 € pro m² geblieben, weil nachher kein neubauähnlicher Zustand herrscht", erklärt Mirco Kappe, Kundenbetreuer der THS. "Sowas muss sozialverträglich geschehen. Wir müssen bedenken, dass in diesen Häusern Menschen leben, die sich zu hohe Mietanpassungen nicht leisten können und dann ausziehen müssen. Das wollen wir vermeiden." Die Mieter von der Volmarsteiner Straße sind sich einig. "Grundsätzlich finden wir die Baumaßnahmen gut und richtig", sagt Sprecher Gehrmann. "Aber nicht zu diesem Preis." Sie wollen kämpfen für gerechte Mieten und dafür, dass alle Nachbarn in ihren Wohnungen bleiben können. "Woanders funktioniert das schließlich auch!" Und wenn es hier nicht funktioniert? Auch da sind sich die Mieter einig: "Dann ziehen wir vor Gericht!"


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