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29. Juni 2023 (Aus den Städten)

Handlungskonzept Wohnen: Dialogmarkt dialogt ein bisschen

Es war nicht gerade voll auf dem „Dialogmarkt“ in der Rotunde am Freitag, dem 2. Juni. Zur Eröffnungsansprache von Stadtbaurat Markus Bradtke fanden sich gerade mal 40 Besucher:innen im Saal ein. Dabei war für dieses einzige wirklich allen Bürger:innen offenstehende Beteiligungsformat zur Neuerstellung des „Handlungskonzepts Wohnen“ ziemlich breit eingeladen worden – wenn auch sehr kurzfristig, nämlich erst eineinhalb Wochen vorher. Bei der abschließenden Diskussionsrunde gab es gerade noch 20 Besucher:innen, die allerdings lebhaft mitdiskutierten.

Zwischendurch konnte man sich an acht Themeninseln informieren über
– kostengünstiges Wohnen,
– seniorengerechtes und inklusives Wohnen,
– Umgang mit städtischen Flächen,
– Nachverdichtung bestehender Quartiere,
– neue Wohnformen,
– Bebauungstypen und -dichte im Neubau,
– Bestandsentwicklung,
– Information und Beteiligung, und natürlich auch seine Ideen dazu loswerden.

Eine Zusammenführung der Ergebnisse im Plenum war allerdings ebenso wenig vorgesehen wie ein Mitdiskutieren der Besucher:innen in der Abschlussrunde. Deren Konzeption allerdings drehten die Anwesenden mit beharrlichen Fragen und großem Interesse am Dialog um. Und so erlebte vor allen Wohnungsamtsleiterin Heike Möller einen lebhaften Abend, denn naturgemäß richteten sich die meisten Fragen an die Verwaltung.

Viel Mühe hatten sich die Stadt und die sie unterstützenden Institute mit den Themeninseln gegeben. Der Andrang der Teilnehmer:innen hielt sich allerdings in überschaubaren Grenzen. Die dennoch gekommen waren, konnten sich jedenfalls gründlich informieren und fanden auch aufmerksame Ohren für ihre Anregungen.

Bauen, bauen, bauen?

Inhaltlich drehte sich der Nachmittag wie das gesamte Verfahren vor allem um das Spannungsfeld zwischen Neubau (dem Hauptinstrument des bestehenden Handlungskonzepts von 2017) und Bestandsmaßnahmen. Einige Teilnehmer:innen ließen an ihren Wortbeiträgen erkennen, dass sie erhebliche Probleme mit der Vielzahl der großen und noch größeren Neubauprojekte in Bochum haben, meistens aus Klimaschutzgründen. Ob das neue Handlungskonzept Wohnen hier Erleichterung bringen wird, darf allerdings bezweifelt werden. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung des Instituts empirica, die Thomas Abraham vorstellte, weisen jedenfalls nicht in eine andere Richtung.

empirica hatte drei verschiedene Szenarien der Bevölkerungsentwicklung durchgerechnet und ermittelt, welche Neubauzahlen pro Jahr in jedem Szenario erforderlich wären. Ergebnis:
– bei Stagnation 750 Wohneinheiten
– bei moderatem Wachstum 850
– bei dynamischen Wachstum 1.100.

Sollte der Rat – wie schon 2017 – so beschließen, wie von empirica empfohlen, wäre also praktisch genauso viel Druck auf dem Kessel wie vorher. Allerdings scheitern die Ziele deutlich an der Realität. Die 2017 beschlossene Wunschzahl von 800 Neubauwohnungen pro Jahr wurde seither in keinem einzigen Jahr tatsächlich erreicht. 2022 waren es gerade 401. Und die Lage im Wohnungsbau wird nicht besser.


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