Wohnungspolitik > Aus den Städten
14. September 2023 (Aus den Städten)

Unterstützung und Beratung: Aus gesellschaftlicher Verantwortung

Kleiderkammern, Essensausgaben sowie Beratung in unterschiedlichen Lebenslagen – Hilfsangebote, auf die zahlreiche Dortmunder:innen angewiesen sind. Da Bund, Länder und Kommunen ihrer Fürsorgepflicht nur unzureichend nachkommen, springen nicht staatliche Träger ein und leisten viel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wir stellen – beispielhaft für Institutionen wie Diakonie, AWO, Tafeln – die Arbeit des Caritas Beratungszentrums im Bernhard-März-Haus vor.

Mitten in der Dortmunder Nordstadt, in einer ehemaligen Kokosweberei in der Osterlandwehr, bietet die Caritas Dortmund seit den späten 1990er-Jahren ein umfangreiches Unterstützungsangebot. An fünf Tagen in der Woche können Menschen hier eine allgemeine Sozialberatung in Anspruch nehmen oder günstige Kleidung im Sozialkaufhaus finden, die von Spender:innen zur Verfügung gestellt und von ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen sortiert und verkauft wird. Einen weiteren Schwerpunkt bilden verschiedene Beratungsangebote rund um die Themen Migration, Integration und Geflüchtete.

Migration und Integration

„Der Fachbereich ist im Laufe der Jahre immer größer geworden“, sagt Frank Merkel, Leiter des Fachdienstes Integration und Migration. „Wir haben damals mit acht Personen angefangen, inzwischen sind es über 20 Kräfte, die sich um die verschiedenen Anliegen der Menschen kümmern.“ Entsprechend umfangreich ist das Angebot für Geflüchtete, Asylbewerber und Menschen mit Migrationshintergrund. Neben der Flüchtlingsberatung und der Integrationsagentur gibt es auch noch eine Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer sowie die Ausreise- und Perspektivberatung für jene Zugewanderte an, die freiwillig in ihr Herkunftsland zurückkehren wollen und – seit letztem Jahr auch die Ukrainehilfe. „Wichtig ist, dass wir unabhängig sind und bleiben. Hier beraten hauptamtliche Kräfte, Kolleg:innen, die direkt von der Caritas finanziert werden sowie Mitarbeiter:innen, deren Stellen aus Drittmitteln, etwa von Land und Kommune, aber auch durch kirchliche Institutionen finanziert werden – sowie viele Ehrenamtliche.“

Die zweite tragende Säule in der täglichen Arbeit ist seit den Anfangstagen im Bernhard-März-Haus die allgemeine Sozialberatung. Übrigens ganz im Sinne des Namensgebers Dr. Bernhard März. Dem 1992 verstorbenen, langjährigen Vorsitzenden des Caritasverbandes Dortmund waren die sozialen Angebote und Hilfen sehr wichtig. „An drei Tagen in der Woche können sich Besucher rund um die Themen Sozialhilfe, Grundsicherung, Arbeitslosigkeit, Bürgergeld, Ehe, Partnerschaft, Familie, Wohnen und Gesundheit informieren“, erklärt Mitarbeitervertreter Markus Prott, der seit vielen Jahren im Bereich Beratung und berufliche Eingliederung aktiv ist. „Hier wird auch deutlich, wie sich unsere Arbeit in den ver-gangenen Jahren verändert hat. Waren es früher noch überwiegend Beratungen zu Sozialleistungen oder Hilfe bei Anträgen, kommen heute nicht wenige Menschen zu uns, die in akuten Existenznöten stecken. Da geht es dann erst einmal darum, etwas zum Essen zu organisieren.“

Krise vor der Dauerkrise

Gefühlt befindet sich die Gesellschaft seit 2015 in einer Dauerkrise. Geflüchtete aus Syrien, die Corona-Pandemie, der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, Inflation und explodierende Preise waren und sind riesige Herausforderungen, deren Auswirkungen die tägliche Arbeit im Bernhard-März-Haus bestimmen. „Für uns fing es aber nicht erst 2015 an“, sagt Frank Merkel. „Den ersten massiven Anstieg in den Beratungen und im Kleiderladen, haben wir bereits 2007 bemerkt. Da traten Bulgarien und Rumänien in die EU ein und insbesondere in der Dortmunder Nordstadt wuchs schnell eine große Community von Menschen, die auf Hilfe angewiesen waren.“

Aktuell sieht Merkel für seinen Fachbereich die größte Herausforderung in der Armut. „Es gibt viele Fälle, für die wir kaum etwas tun können, weil es keinen Anspruch auf Versorgungsleistungen gibt – z. B. viele EU-Zugewanderte. Wir helfen natürlich ganz praktisch und versorgen sie für ein paar Tage mit Lebensmitteln, aber ansonsten können wir kaum etwas tun“, berichtet er resigniert. Auch ein anderer Aspekt zeigt, wie herausfordernd die Arbeit der Helfenden ist und wie sehr ihnen beizeiten die Hände gebunden sind: „Auch die zunehmende Aggressivität unserer Besucher macht die Arbeit nicht einfacher. Ich kann deren Verhalten nachvollziehen. Es sind Menschen, die mit dem Rücken an der Wand stehen. Nicht wenige sind schwer traumatisiert und wären sie krankenversichert, würden sie wahrscheinlich in einer Klinik besser aufgehoben sein. Aber letztendlich benötigen auch sie unsere Unterstützung.“

Christliche Nächstenliebe

Die Motivation, diesen Menschen trotzdem helfen zu wollen, liegt vielleicht auch im christlichen Hintergrund der Caritas. Denn was oft in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund rückt: Die Caritas ist Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche. Und auch wenn der christliche Glaube im Arbeitsalltag kaum eine Rolle spielt, ist das weltweit bekannte Caritas-Logo für viele Geflüchtete ein positives Zeichen, dass sie mit Hilfe und Verständnis in Verbindung bringen. Das erleichtert oft die erste Kontaktaufnahme.

Trotz aller Herausforderungen bleiben Prott und Merkel positiv: „Unsere Vision ist es, dass unsere Besucher:innen gestärkt und mit neuen Perspektiven aus unseren Beratungen hervorgehen. Hier in der Nordstadt können wir einen positiven Wandel mitgestalten und Menschen aktiv unterstützen“, sagt Markus Prott. (mik)

Öffnungszeiten

Das Bernhard-März-Haus befindet sich in der Osterlandwehr 12-14 und ist montags bis freitags von 8.30 bis 14.00 Uhr geöffnet.

Der Kleiderladen ist von Montag bis Freitag von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

Beratungszeiten sind Montag, Dienstag und Freitag von 9.00 bis 12.00 Uhr (Anmeldung bis 11.00 Uhr).

Darüber hinaus stehen die Berater:innen nach Terminabsprache zur Verfügung.


>>> Rechtsberatung für Mieterinnen und Mieter
 

Twitter


Arbeitsgemeinschaft der Mietervereine Bochum, Dortmund, Witten, Mietergemeinschaft Essen

Kontakt | Sitemap | Datenschutz | Impressum